: Türkische Armee lockert die Ausgangssperre in Cizre
TÜRKEI Die ersten Bewohner kehren in die Stadt im kurdischen Südosten des Landes zurück. In Teilen von Diyarbakır bleibt das Ausgehverbot jedoch in Kraft
![](https://taz.de/private/picture/5280429/516/179792.jpg)
In Cizre an der Grenze zu Syrien und dem Irak leben rund 132.000 Menschen. Ankara hatte im Dezember dort und in anderen vorwiegend kurdischen Städten und Bezirken Ausgangssperren verhängt, während Sicherheitskräfte gegen die PKK kämpften. Die jetzt erfolgte Lockerung der Ausgangssperre gilt nur tagsüber. Zwischen 19.30 Uhr und 5 Uhr morgens müssen Anwohner in ihren Häusern bleiben.
Erste Einwohner kehrten in die Stadt zurück, ihre Autos beladen mit Habseligkeiten, die sie bei ihrer Flucht gerettet hatten. Polizei und Armee überwachten an Kontrollposten die Einfahrt in die Stadt und überprüften die Ausweise der Rückkehrer, Taschen sowie Kofferräume der Autos.
Seine Familie habe die Stadt 20 Tage nach Beginn der Militäroffensive verlassen, weil der Beschuss und die Kämpfe zu heftig geworden seien, erzählt ein Anwohner, der mit seinen sieben Kindern zurückkehrte. Er habe bereits gesehen, dass sein Haus in großem Maß zerstört worden sei. „Die oberste Etage ist von Kugeln durchlöchert“, sagte er.
Hasim Kalkan, ein anderer Anwohner von Cizre, gab sich mutlos: „Wir sind nicht glücklich. Wir kehren augenscheinlich nach Hause zurück, aber wir sind nicht einmal sicher, dass wir noch ein Zuhause haben.“
In Diyarbakır blieb das Ausgehverbot im Stadtteil Sur im historischen Distrikt der Stadt hingegen weiter bestehen. Dort und in der Kleinstadt Idil 30 Kilometer von Cizre entfernt setzten die türkischen Sicherheitskräfte ihren Einsatz gegen Rebellen mit Verbindungen zur verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK fort. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International kritisierte die Ausgangssperre als „kollektive Bestrafung“.
Bei einer Explosion in Diyarbakır wurden ein mutmaßlicher Attentäter getötet sowie vier Kinder verletzt, wie die Stadtregierung mitteilte. Die Behörden gehen davon aus, dass der Sprengsatz ungewollt hochging, als der Mann mit der Bombe unterwegs war. Der mutmaßliche Attentäter sei früher wegen Verbindungen zu kurdischen Rebellen festgenommen worden.
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