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"Wehren kann sich jede"

DISKUSSION Magda Albrecht spricht mit anderen Feministinnen über sinkende Hemmschwellen

Magda Albrecht

30, ist politische Bildnerin, Bloggerin und Musikerin und arbeitet im Bereich Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungsmanagement.

taz: Frau Albrecht, in der Talkrunde geht es darum, wie Sexismus im Netz gestoppt werden kann. Wo und wie begegnet Frau Sexismus im Netz?

Magda Albrecht: Sexismus und andere Formen von Diskriminierung zeigen sich in meist anonymen Hasskommentaren in Blogs und sozialen Netzwerken sowie in E-Mails mit Gewaltandrohungen bis zu Shitstorms gegen Aktivist_innen. Die Anonymität im Netz und mangelnde rechtliche Handhabe machen die Verfolgung schwierig, was allerdings nicht erst seit Snapchat oder Instagram so ist.

Sind sexistische Attacken vor allem im Internet ein Problem?

Das Argument, dass es im Netz ganz besonders schlimm ist, während wir gesellschaftlich doch viel progressiver sind, teile ich nicht. Das Miteinander im Netz ist ein Spiegel gesellschaftlicher Verhältnisse und zeigt sich lediglich an einigen Stellen besonders drastisch, weil die Hemmschwelle sinkt, antifeministische Überzeugungen anonym zu teilen. Diskriminierung zeigt sich im Netz aber auch subtiler, nämlich dadurch, wer gehört wird und zu welchen Themen.

..inwiefern?

Weiße Männer bekommen zum Beispiel öfter Applaus, wenn sie sich minimal feministisch äußern, während Frauen_Lesben_Trans anonyme Beleidigungen erhalten.

Wie sind Ihre persönlichen Erfahrungen?

Als feministische Bloggerin habe ich bereits die gesamte Bandbreite an nervigen Kommentaren abbekommen: Replies auf Twitter, diskriminierende Kommentare auf dem Blog, auf dem ich schreibe – maedchenmannschaft.net – anonym versendete Mails mit Gewaltandrohungen oder Masku-Trolls, die sich online gezielt verabreden, um meine Veranstaltungen zu stören.

Woher kommt dieser Hass gegen feministische Bloggerinnen?

Unsere Gesellschaft ist antifeministisch, heteronormativ und rassistisch strukturiert. Wer sich gegen diese Zustände wehrt, wird zur Angriffsfläche. Wo viele feministische Ideen schwirren, regt sich leider auch anti-feministischer Backlash.

Wie können sich Frauen gegen Sexismus im Netz schützen und wehren?

Gewalt und Diskriminierung ist nicht mit einem Set an Verhaltensweisen zu verhindern, deshalb wären konkrete Tipps eher irreführend. Wehren kann sich jede auf ihre eigene gewählte Weise. Die interessantere Frage ist: Was tun weiße Typen, um Menschen, die Scheiße erleben, zu unterstützen?

INTERVIEW: LEANDRA HANKE

Diskussion „Kein Sexismus im Netz“, mit M. Albrecht, Anne Wizorek, Janina Bartmann, Brigitte Boomgaarden, 19.30 Uhr, Haus der Wissenschaft, Sandstr. 4

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