piwik no script img

Der Hamburg-Flop erschüttert auch Berlin

NOlympia Keine Schadenfreude an der Spree über die geplatzte Olympia-Bewerbung der Hansestadt

Die Olympiagegner aus Berlin feiern, bei den Sportverantwortlichen überwiegt das Bedauern. Klaus Böger, Präsident des Berliner Landessportbundes, forderte als wichtigste Lehre aus dem Hamburger Olympia-Aus, die nationale Regierung rechtzeitig mit ins Boot zu nehmen. „Eine Bundesregierung muss sich künftig früher für eine Bewerbung aussprechen. Es macht nur Sinn, wenn Stadt, Land und Bund Hand in Hand zusammen gehen“, sagte Böger am Montag.

Man könne nicht großartige Konzepte ausarbeiten und dann sagen, jetzt müsse der Bund Milliarden beisteuern. „Das konnte nicht aufgehen“, sagte Böger. Beim Referendum in Hamburg hatten sich 51,6 Prozent der Teilnehmenden gegen Olympia ausgesprochen.

Für den Regierenden Bürgermeister Michael Müller ist „mit dem Nein zu Olympia vermutlich eine Perspektive auf Olympische Spiele in Deutschland auf lange Zeit weg“. Das sei schade für den Sport und für Deutschland. „Berlin hatte sich beworben, auch um genau diese Perspektive nicht zu vergeben“, so Müller. Berlins Sportsenator Frank Henkel warnte davor, „jetzt aus der Ferne eine Fehleranalyse zu betreiben. Das wird der DOSB sicher selbst tun.“

Bei den Berliner NOlympia-Aktivisten hatte das Votum der Hamburger schon am Sonntagabend für Hochstimmung gesorgt. „Wir haben uns riesig gefreut. Und wir bedanken uns recht herzlich bei der Fifa für ihre gute Mitarbeit“, erklärte Olympiagegnerin Judith Demba. Der Skandal im Weltfußball-Verband habe beim Referendum eine große Rolle gespielt.

Gaby Hiller, sportpolitische Sprecherin der Linkenfraktion im Abgeordnetenhaus bedauert, dass „die olympische Idee keine Begeisterung“ hervorrufe. Das Ergebnis des Referendums sei aber folgerichtig: „Wenn man die Leute nicht mitnimmt, nur das Positive herausstellt und die Probleme wegdrückt, braucht man sich nicht zu wundern.“

Maßlos enttäuscht zeigte sich Bob Hanning. „Ich bin auch ein Stück ratlos, warum es Hamburg nicht geschafft hat. Der DOSB und die Fachverbände haben sich leider für die falsche Stadt entschieden“, sagte der Manager der Handball-Füchse. „Das ist ein Schlag ins Gesicht des deutschen Sports.“

Eine Metapher, die auch Klaus Böger bemühte: „Es ist ein Schlag, den der gesamte Sport spürt. Aber ich sage nicht: Das ist der Untergang.“ (dpa)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen