: Keine Schule für zwei Drittel der Kinder
TÜRKEI Sprachprobleme und Armut hindern junge syrische Flüchtlinge am Besuch des Unterrichts
Der Mangel an Schulbildung könne verheerende Auswirkungen auf eine ganze Generation haben, warnte HRW. Die Kinder „werden auf der Straße landen oder zurück nach Syrien gehen, um zu kämpfen; sie werden zu Extremisten radikalisiert oder sie sterben auf dem Weg nach Europa im Meer“, hieß es in dem Bericht weiter. Die Türkei und die internationale Gemeinschaft müssten Schulunterricht für syrische Kinder in der Türkei sicherstellen, forderte HRW. Dies verhindere das Risiko früher Heirat und der Rekrutierung von Kindern durch bewaffnete Gruppen. Außerdem eröffne ein Schulbesuch Chancen für eine bessere ökonomische Zukunft.
Nach einer Richtlinie des türkischen Bildungsministeriums könnten syrische Kinder seit September 2014 zwar staatliche Schulen besuchen, teilte HRW weiter mit. In der Praxis erhielten Nichtmuttersprachler aber kaum Unterstützung. Der Zugang zu Bildungszentren in arabischer Sprache wiederum sei begrenzt. Viele Kinder müssten zudem arbeiten, um zum Familienunterhalt beitragen zu können. Freie Schulen werden nach Angaben syrischer Aktivisten von türkischen Behörden in ihrer Arbeit behindert.
Von den syrischen Flüchtlingen in der Türkei sind 708.000 im schulpflichtigen Alter. Im Jahr 2014/2015 besuchten nach Angaben des Erziehungsministeriums gerade mal gut 212.000 Kinder den Unterricht. Viele von ihnen konnten auch zuvor in Syrien nicht regelmäßig zur Schule gehen; weil die Gebäude zerstört oder von bewaffneten Gruppen besetzt waren oder weil die Familien im Innern des Landes auf der Flucht waren.
Manche Kinder verloren bis zu vier Jahre Schulbildung und finden sich in der Türkei in einer Situation wieder, in der sie ebenfalls keinen Unterricht besuchen können.
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