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Bernhard Pötter über das Aus für die Keystone-PipelineKlimaschutz, born in the USA

Ein Vorurteil, das lange seine Rechtfertigung hatte, sollten wir endgültig über Bord werfen: die Idee, dass Klimaschutz eine deutsche Erfindung ist und die USA sich darum nicht kümmern. Mit der Absage der umstrittenen Keystone-XL-Pipeline durch US-Präsident Barack Obama setzen die USA Maßstäbe vor der Klimakonferenz in Paris, die in drei Wochen beginnt. Und an denen muss sich nun auch die Bundesregierung messen lassen.

Denn das Aus für Keystone ist nicht nur ein großer Sieg für die jahrelange harte Arbeit der US-Umweltbewegung. Es zeigt auch, dass Obama mit dem Klimaschutz tatsächlich Ernst macht. Natürlich hat er Rückenwind von allen Seiten: Der niedrige Ölpreis macht viele Projekte im kanadischen Teersand unrentabel; dem neuen kanadischen Premier Trudeau ist diese gewaltige Kohlenstoffbombe in seinem Land ebenfalls unheimlich; und der nächste US-Präsident kann die Entscheidung wieder zurücknehmen. Aber obwohl der US-Kongress bei diesem Thema jämmerlich versagt, macht Obama klimapolitisch Nägel mit Köpfen: Der Klimadeal mit China, die aggressiven Vorgaben für Kohlekraftwerke, jetzt Keystone.

Das Wichtigste an dieser Entscheidung ist seine Symbolik: Kurz vor Paris stoppt die Kohlenstoff-Weltmacht USA ein Milliardenprojekt ausdrücklich wegen dessen Gefährdung des Weltklimas. Noch nie hat ein Indus­trieland auf so spektakuläre Weise gezeigt, was „Dekarbonisierung“ bedeutet: den Verlust von Milliarden Dollars, die in einem ignoranten und fossil befeuerten „Weiter so“-Denken in den Teersand gesetzt wurden.

Deutschland dagegen hat gerade beschlossen, die überflüssige und schädliche Braunkohle weiter mit Subventionen zu hätscheln. Unsere Klimakanzlerin sollte sich am amerikanischen Klimapräsidenten ein Beispiel nehmen – und den deutschen Klimakillern jetzt ähnlich spektakulär ihr Ende ankündigen. Noch sind bis Paris drei Wochen Zeit.

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