piwik no script img

PortraitDie Übereifrige

Hat Hausverbot: Grünen-Politikerin Kabire Yildiz Foto: Grüne Bremen

Dass gut gemeint oft das genaue Gegenteil von gut ist, hat die Grünen-Politikerin Kabire Yildiz schmerzlich erfahren. Bepackt mit Zahnbürsten, Duschgel und anderen Hygiene-Artikeln machte sich die Bremer Bürgerschaftsabgeordnete auf den Weg zur Flüchtlingsunterkunft Roter Sand in Woltmershausen. Am Sicherheitspersonal kam die nicht angemeldete Abgeordnete – so berichten Zeugen – vorbei, indem sie mit ihrem Bürgerschaftsausweis wedelte. Da Yildiz ihre Mitbringsel getreu dem Motto „wer zuerst kommt, mahlt zuerst“ an die Flüchtlinge in der Unterkunft verteilte, entstand sogleich ein größerer Tumult, der schließlich in eine Massenschlägerei mündete.

Edith Wangenheim (SPD), Sprecherin des Woltmershausener Stadtparlaments, kritisiert Yildiz' „vermeintliche Hilfsaktionen“ als „selbstherrlich“ und auch der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) klagt: Yildiz, immerhin flüchtlingspolitische Sprecherin ihrer Fraktion, „hätte damit rechnen müssen, dass Neid aufkommt“.

Doch Yildiz, die ihren Bürgerschaftsausweis erst gezückt haben will, als die Polizei anrückte, ließ sich auch durch diesen Shitstorm nicht stoppen. Nur drei Tage später organisierte sie eine Fahrt für etwa 90 in Roter Sand untergebrachten Flüchtlinge zu einer benachbarten Moschee im nahen Walle – ohne den Träger der Unterkunft, der seine Betreuten alsbald vermisste, vorher offiziell zu informieren. „Frau Yildiz erklärt, dass sie jemandem in der Halle Bescheid gesagt habe“, erklärt Fraktionssprecher Matthias Makoch zerknirscht. Doch wer dieser jemand war, blieb unklar.

Der ASB jedenfalls hat die Faxen dicke. Er belegte die Flüchtlingshelferin mit kurdisch-türkischen Wurzeln bis auf Weiteres mit einem unbefristeten Hausverbot. mac

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen