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Berufsbildung im Blick

Beratung Forschungsstellen wollen Lernen und praktisches Arbeiten enger miteinander verzahnen

Berufliche Bildung wird zunehmend auch an Waldorfschulen zum Thema, seit in Nordrhein-Westfalen und in Berlin Waldorf-Berufskollegs entstanden sind. Eine neue Forschungsstelle für Waldorf-Arbeitspädagogik und Berufsbildung sowie ein Kompetenzzentrum an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft sollen die Kollegs beraten und diese Entwicklung wissenschaftlich begleiten.

Für Peter Schneider, einen der Initiatoren der Berufskollegs, knüpft die Waldorfschule mit dieser neuen Form Oberstufe an den ursprünglichen pädagogischen Reformimpuls an: „Rudolf Steiner wollte eine Schule, die auf das Leben vorbereitet. Dazu gehört auch die praktische Arbeit, was heute zunehmend aus dem Blick gerät.“ Steiner habe in der Arbeit einen wichtigen individuellen, aber auch sozialen Erfahrungsprozess gesehen: Arbeit als ein Tun für andere. Dabei gelte es, Lernen und Arbeiten auf allen Stufen kontinuierlich miteinander zu verbinden, betont der emeritierte Hochschullehrer der Universität Paderborn und der Alanus Hochschule.

Waldorf-Berufskollegs gibt es an sechs Orten in Nordrhein-Westfalen und an der Emil Molt Akademie in Berlin in den Fachrichtungen Gestaltung, Gesundheit und Soziales, Technik sowie Wirtschaft und Verwaltung. Die Kollegs führen zur Allgemeinen Fachhochschulreife und integrieren eine Grundqualifikation in den verschiedenen Berufsfeldern. Das Curriculum orientiert sich an der ganzheitlichen Persönlichkeitsbildung. Durch die Verbindung von theo­retischem Lernen, beruflicher Qualifikation und künstlerischem Üben wird das duale Lernen im Konzept der Waldorf-Berufskollegs auf diese Weise zum „trialen“ Bildungsweg erweitert.

„Das Berufskolleg-Konzept der Waldorfschule soll dazu beitragen, die allgemeine Desintegration von Lernen und praktischem Arbeiten im gegenwärtigen Bildungssystem zu überwinden“, betont Hans-Georg Hutzel vom Vorstand des Bundes der Freien Waldorfschulen (BdFWS). Da die Waldorfpädagogik bereits in den Klassen eins bis acht praktisch orientierte Lernprozesse integriere – etwa durch Handarbeit, Werken, Gartenbau und künstlerische Fächer – könne das Berufskolleg gut an diese Erfahrungen der Schüler anknüpfen. Wie berufspraktische Inhalte mit den künstlerischen Anteilen der Waldorfpädagogik zusammenzubringen sind, müsse in Zukunft weiter erforscht werden.

Die Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Alfter richtet gemeinsam mit der Software AG Stiftung und der Pädagogischen Forschungsstelle beim Bund der Freien Waldorfschulen ein Graduiertenkolleg „Waldorfpädagogik“ ein. Ziel ist die systematische Erforschung und Weiterentwicklung der Waldorfpäda­gogik sowohl in der Theorie als auch in der Praxis.

Dazu bietet das Kolleg ein umfassendes Forschungs- und Qualifizierungsprogramm an und schreibt für bis zu zehn dreijährige Promotionsstipendien aus. Das Kolleg sei ein „Meilenstein auf dem Weg der wissenschaftlichen Etablierung der Waldorfpädagogik“, so Jost Schieren, Professor für Schulpädagogik an der Alanus Hochschule. AW

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