Barschel-Doku: Liquidiert oder inszeniert?

Der Tod Uwe Barschels jährt sich im Oktober zum 20. Mal. Die ARD-Doku "Skandal ohne Ende" vertritt eine eher unaufgeregte These: Freitod mit Beihilfe.

Ministerpräsident Baschel nach einer Sitzung der CDU-Landtagsfraktion 1987 in Kiel Bild: phoenix/ndr/dpa

Es herrscht mal wieder Uwe-Barschel-Mania im Land, und der Anlass dafür ist, dass sich der Tod des ehemaligen schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten am 11. Oktober zum 20. Mal jährt.

"Report" aus München in der ARD präsentierte den Lübecker Staatsanwalt Heinrich Wille, der auf Anweisung des Generalstaatsanwalts in Kiel kein Buch über den Fall veröffentlichen darf, als Hauptgewährsmann für die These, bei Barschels Tod durch Medikamentenvergiftung sei Fremdeinwirkung im Spiel gewesen. Dann ließ sich Reiner Pfeiffer, als Medienreferent des Ministerpräsidenten einst Protagonist in der "Barschel-Affäre", von Bild in die Pfanne hauen. Und schließlich publizierte der Stern "neue Indizien" für die Mordtheorie. Demnach haben südafrikanische Geheimdienstler Barschel liquidiert. Der CDU-Mann war in den 80er-Jahren in einen U-Boot-Deal mit dem Apartheid-Regime verwickelt, der nicht zustande gekommen war, obwohl beteiligte Politiker Schmiergeld erhalten hatten.

Vergleichsweise unaufgeregt argumentieren die Autoren der ARD-Doku "Der Tod des Uwe Barschel - Skandal ohne Ende". Die Kernthese lautet, es sei am wahrscheinlichsten, dass der Christdemokrat im Genfer Hotel "Beau Rivage" mit Hilfe eines Vertrauten aus dem Leben geschieden sei. Ein wichtiges Indiz für diese sogenannte Sterbehilfe-These: "Barschel hat die Medikamente in größeren Abständen eingenommen. Die ersten waren so betäubend, dass er die restlichen nicht mehr allein hätte zu sich nehmen können", sagt Koautor Stephan Lamby. Außerdem habe Barschel seinen Selbstmord so als Mord darstellen wollen.

Barschel hatte im September 1987 als Ministerpräsident zurücktreten müssen, nachdem bekannt geworden war, dass sein Mitarbeiter Pfeiffer eine Schmuddelkampagne gegen Björn Engholm, den damaligen SPD-Spitzenkandidaten, inszeniert hatte. Später kam heraus: Die Nordsozis wussten früh Bescheid über den Urheber der Dreckschleuderei, lancierten den Skandal aber erst im für sie günstigsten Moment, direkt vor der Landtagswahl, im Spiegel.

Die ARD-These, Barschel habe sich beim Freitod helfen lassen, ist eine Synthese der beiden gängigen Theorien. Für Selbstmord spreche, dass Barschel "politisch am Ende war", sagt Lamby; für Fremdeinwirkung, dass Gegenstände aus dem Hotelzimmer verschwunden waren. Die Mordthese habe aber den Makel, dass viele Hinweise auf Verdächtige auf Hörensagen beruhten. Im Film erwähnen die Autoren einige krude Theorien, gehen aber nicht auf jeden Spinner ein. Aus den Recherchen leiten sie die Forderung ab, die Staatsanwaltschaft Lübeck müsse das Verfahren wieder aufnehmen. Die Behörde hatte die Ermittlungen 1998 eingestellt.

"Der Tod des Uwe Barschel - Skandal ohne Ende" Montag, 17.9., ARD, 21 Uhr)

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