Kommentar Gazakrieg: Olmerts Spiel mit dem Feuer

Entgegen den Stimmen von Verteidigungsminister Barak und Chefdiplomatin Livni lässt Israels Regierungschef Olmert die Kämpfe im Gazastreifen fortsetzen - ein Fehler.

Vor fünf Monaten gab er zähneknirschend seinen Rücktritt bekannt: Trotzdem ist es unverändert Ehud Olmert, der in Israel den Ton angibt.

Anstatt sich kleinlaut und beschämt zu verabschieden, wie es angemessen wäre, tritt er noch einmal ganz groß auf. Entgegen den Stimmen von Verteidigungsminister Ehud Barak und Israels Chefdiplomatin Zipi Livni lässt er die Kämpfe im Gazastreifen fortsetzen. Wieder einmal spielt der Regierungschef mit dem Feuer, zögerlich bei der Entscheidung, das Blutvergießen zu beenden.

Mit jedem Tag, den der Krieg länger dauert, wächst das Risiko weiterer Fehlangriffe, wie der folgenschwere Beschuss einer UN-Schule zeigt, in die sich palästinensische Zivilisten geflüchtet hatten. Jeder weitere Tag fordert neue Opfer, möglicherweise auch unter den eigenen Soldaten. Sollte die Zahl der israelischen Gefallenen steigen, könnte die öffentliche Stimmung im Land doch noch umschlagen und den bisherigen breiten Konsens aufbrechen. Zu einem diplomatischen Eklat kam es bereits: Ausgerechnet das Weiße Haus beschuldigt Olmert der Falschaussage über die Hintergründe der UN-Resolution gegen den Krieg, bei der sich die USA angeblich erst auf seine Intervention hin in buchstäblich letzter Minute enthielten.

Dabei hatte die internationale Öffentlichkeit zu Beginn der israelischen Militäroperation noch überraschend ausgewogen reagiert und das Argument, es handle sich um einen alternativlosen Krieg, willig geschluckt. Inzwischen mehren sich die kritischen Stimmen. Israel setzt mit einer Fortsetzung des Krieges auch die letzten im Ausland noch bestehenden Sympathien aufs Spiel.

Barak und Livni drängen - nicht zuletzt mit Blick auf die bevorstehenden Wahlen - auf ein rasches Ende. Bis jetzt lief die Sache gut für die beiden. Vor allem Barak, der als Chef der Armee die meisten Punkte einheimst, sollte keine unnötigen Risiken eingehen. Wenn militärisch nichts mehr zu erreichen ist, dann muss man die Kämpfe einstellen. Israel könnte vorläufig die Truppen im Grenzbereich stationieren, um dort gegen den Waffenschmuggel zu wirken, bis im Rahmen einer diplomatischen Einigung Ersatz für sie gefunden wird.

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1961 in Berlin geboren und seit 2021 Co-Leiterin der Meinungsredaktion. Von 1999 bis 2019 taz-Nahostkorrespondentin in Israel und Palästina.

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