Nach Tötung von Mitarbeitern: WHO stoppt Impfungen in Pakistan
Vorerst wird es in Pakistan keine Impfkampagnen der WHO mehr geben – Mitarbeiter wurden ermordet. Die Taliban sehen Spione am Werk.
ISLAMABAD dpa/afp/taz | Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Impfkampagne gegen Kinderlähmung in Pakistan nach weiteren tödlichen Angriffen auf Mitarbeiter ausgesetzt. Die Helfer im ganzen Land seien gebeten worden, vorerst zu Hause zu arbeiten, sagte Elias Durry, WHO-Koordinator zur Ausrottung von Polio.
Nur einen Tag nach den gezielten Schüssen auf mehrere Mitarbeiter der Impfkampagne wurden am Mittwoch erneut Helfer attackiert. Drei Unbekannte auf Motorrädern töteten laut Polizei eine Frau und ihren Fahrer in Charsadda im Nordwesten des Landes.
Im nahe gelegenen Peshawar wurde ein Freiwilliger mit einem Kopfschuss lebensgefährlich verletzt. Der junge Mann sei von Tür zu Tür gegangen, um Kindern den Impfstoff gegen Kinderlähmung zu verabreichen, sagte ein Polizeisprecher.
Taliban verbietet Impfungen
Die Taliban hatten wiederholt gedroht, Impfungen zu unterbinden. Wer allerdings die Impfaktion mit Gewalt stoppte, war unklar. Bereits im Sommer war eine Anti-Polio-Aktion nach dem Tod von Mitarbeitern abgebrochen worden. Durry erklärte, die Sicherheitslage werde nun beurteilt. Die WHO arbeitet bei der Immunisierung der Kinder mit lokalen Regierungen zusammen.
Im Juni untersagte der Taliban-Kommandeur im Stammesgebiet von Nord-Waziristan jede Impfung auf „seinem“ Gebiet. Er verdächtigte die Mitarbeiter der Kampagne, Spione zu sein.
Hintergrund ist die Aktion des US-Geheimdienstes CIA im Jahr 2011, eine Hepatitis-Kampagne als Tarnung zu benutzen, um an DNA-Material zu gelangen und so Osama bin Laden ausfindig zu machen. Der pakistanische Arzt war von einem Stammesgericht danach zu mehr als 30 Jahren Haft verurteilt worden. Darüber hinaus lehnen viele Eltern in Pakistan eine Impfung ihrer Kinder ab. Grund sind Vorbehalte Geistlicher und islamistischer Aufständischer.
Leser*innenkommentare
Tja
Gast
wenn denn Dummheit weh tuen würde würde müßten die Islamisten und Taliban den ganzen Tag schrein.
Ne Impung würde helfen. Der Impfstoff heißt Wissen.
D.J.
Gast
"Die Forderung war "Einstellung der Drohnenangriffe ".
Mal sehen was Amerika wichtiger ist. Der Kampf gegen sogenannte Terroristen oder die Zukunft und gesundheit von pakistanischen Kindern."
Es ist immer wieder bemerkenswert, zu welch unfassbaren Beiträgen Amerikahasser fähig sind. Nach der Lektüre dieses Beispiels muss ich mich erst mal sehr, sehr gründlich waschen und versuchen, die Wut in mir kleinzuhalten.
pit
Gast
Die Forderung war "Einstellung der Drohnenangriffe ".
Mal sehen was Amerika wichtiger ist. Der Kampf gegen sogenannte Terroristen oder die Zukunft und gesundheit von pakistanischen Kindern.
golm
Gast
Nehmen wir an, es stimmt und bei den Impfungen sind nur Spione am Werk, dann bleibt festzustellen: Die Taliban nehmen ihre eigene Sicherheit wichtiger als die Gesundheit normaler Menschen: Was sind die Taliban sozial!
w.-g.esders
Gast
so bringt halt jede kultur auf ihre art ihre kinder um.
Michael
Gast
Das ist so traurig - weil Obama unbedingt seinen "Wir haben Bin Laden erledigt"-Erfolg haben wollte, hat man leichtfertig und zutiefst unethisch das Vertrauen in Impfungen verspielt. Und wird jetzt warscheinlich daran scheitern, Polio weltweit auszurotten, obwohl die Chancen dafür nicht schlecht standen.
Viele Krankheiten, die heute noch Menschen Plagen, könnten längst Geschichte sein, wenn man Impfungen effektiv einsetzen würde (und wenn - das sei dazugesagt - nicht immer ein paar Verschwörungsspinner auftauchen würden, die hinter jeder Impfung eine Weltverschwörung, einen neuen Holocaust oder die Ver-chip-ung der Menschheit vermuten würden).
Gonzi
Gast
Na, dass war aber kein kluger Schachzug vom CIA.
Gerade weil die Taliban nicht die "Modernsten" sind und dies weiß der CIA aber doch schon länger....