Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Ronald Pofalla ist die neue NSA, die SPD schraubt die Zahnpasta-Tube zu, und der Kolumnist macht einen absolut tödlichen Witz.

Der wichtigste Mann der Regierung: Ronald Pofalla. Bild: dpa

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?

Friedrich Küppersbusch: Jungs! U-Boot-Fahrer-Vollbart und Pimpfenschneise über den Ohren! Die Hitlerjungen kommen ins Sterbealter, und prompt sehen ihre Enkel aus wie Opa in seinen besten schlimmen Jahren. Geht nix verloren.

Und was wird besser in dieser?

Neben NSA und GCHQ möchte sich nun auch Ronald Pofalla in sein Privatleben einmischen. Das wird aber eng! Tatsächlich handelt es sich um den schnellsten Rücktritt aller Zeiten – eine Woche vor der Vereidigung übernimmt der milde Niederrheiner („Pofi Annan“) die Verantwortung für alle noch bevorstehenden Spitzelskandale. Was immer noch künftig enthüllt werden mag: Pofalla ist schuld, und der ist schon weg. Oder, wie Wolfgang Bosbach jovial zurückkotzt: Man „kann seine Fresse nicht mehr sehen“. Damit ist Pofalla der wichtigste Mann der neuen Bundesregierung.

Die SPD-Mitglieder haben entschieden: Die Große Koalition mit der Union kommt. Das ist keine Überraschung, oder wie sehen Sie das?

Gabriel hat die Reiserücktrittsversicherung in die Politik eingeführt. Nach der letzten GroKo lief der SPD die Basis weg; diesmal kann die Führung sagen: „Ihr habt es doch so gewollt.“ Das wurde mit allerhand sozialen Themen erkauft, ohne dass die Kernaufgabe der letzten und der kommenden Legislatur angesprochen wurde: Euro und Europa. Dieser Ehevertrag regelt das ordnungsgemäße Zudrehen der Zahnpastatube im Bad; nicht jedoch die Frage: Warum jetzt diese Ehe?

Auf wen freuen im Kabinett freuen Sie sich am meisten?

Ursula von der Leyen! Der wüste Fuchs, die irrste Personalie seit mindestens Rommel. Die Gottmutter der frisierten Helmpflicht wird zum unregierbarsten Ministerium verurteilt. Es fraß Jungs mit zweistelligen Tauglichkeitsstufen wie Jung, Guttenberg, Scharping. Als es auch de Maizière zu zerlegen begann, konnte man ahnen, dass nicht nur die Minister das Problem sind, sondern vor allem das Ministerium. Aus Merkels Perspektive irrlichtert Bundesuschi zwischen Illoyalität und einzigem Kerl im Kabinett. Also – zur Bewährung an die Front.

562 Schriftsteller aus der ganzen Welt haben einen Appell gegen die Überwachung des US-Geheimdienstes NSA geschrieben. Die Grünen wollen die Forderungen aus diesem Appell nun in den Bundestag einbringen. Wieso braucht es immer erst Prominente, um Aufmerksamkeit zu erregen?

Ja nun, es sind doch auch jede Menge Promis, die Aufmerksamkeit verhindern: Merkel, Friedrich, tatbeteiligte Sozis, Obama-Fan Gauck und so fort. Zumal unter einer Großen Koalition gilt: Außerparlamentarische Opposition – nie war sie so wertvoll wie heute.

Bettina Wulff hat vor Gericht in Hannover ausgesagt. Sie und ihr Mann Christian hätten so gut wie nie privat Zeit füreinander gehabt. Mitleid?

Ich weiß nicht, was sie für privat hält: ein Frühstück bei den Diekmanns? Urlaub auf der Maschmeyer-Finca? Bettina Wulff würde vor einer Wiederheirat mit Christian vermutlich eine sehr sorgfältige Mitgliederbefragung machen.

Vitali Klitschko will Präsident der Ukraine werden. Kann ein Boxer ein guter Präsident sein?

Putin und Klitschko könnten es unter Männern ausmachen. Fight des Jahrhunderts, Rechte bei RTL, Gauck geht nicht hin. Wetten sind in Euro abzuschließen. Darum geht es, und im Gegensatz zu Schwarzenegger kann Vitali nicht nur so gucken, sondern richtig Aua machen.

In Indien ist Homosexualität wieder ein Verbrechen, und Australien kippt die Homo-Ehe. Spinnen die alle?

In Australien hatte ein Bundesstaat die Ehe erlaubt, das Gericht fordert dagegen eine nationale Regelung. Hat zu Folge, dass nun Lesben und Schwule dort in „ungültigen Ehen“ leben. Indiens Regierung kündigt an, die Gesetzgebung zur Homosexualität zu liberalisieren. Das wäre auch ein Akt der Entkolonialisierung – das Schwulenverbot stammt aus einem britischen Gesetz von 1860. Tatsächlich ergäbe ein Schwulenatlas wohl ein recht frappierendes Bild der Menschenrechte weltweit. Gibt es den?

Der Papst ist die Person des Jahres, findet das Time Magazine. Wer hätte es mehr verdient?

Knapp daneben, denn mit Mandela starb der Gandhi unserer Epoche; welches Glück, in einem Jahrhundert zwei solche Seelen erleben zu dürfen. Bei Franziskus empfinde ich es als Vorschuss ähnlich dem Nobelpreis für Obama.

Und was machen die Borussen?

Okay, der muss noch raus: Die BVB KGaA erstellt künftig eine Kevin-und-Verlust-Rechnung. FRAGEN: AFRO

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Jahrgang: gut. Deutscher Journalist, Autor und Fernsehproduzent. Seit 2003 schreibt Friedrich Küppersbusch die wöchentliche Interview-Kolumne der taz „Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?".

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