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Umsturz in der UkrainePutins Truppen in Alarmbereitschaft

Auf der Krim geraten pro-russische und pro-ukrainische Demonstranten aneinander. Und Russlands Präsident Putin lässt die Gefechtsbereitschaft seiner Armee testen.

Ein russischer Panzer wird am Dienstag in der Hafenstadt Sewastopol auf der Krim manövriert. Bild: reuters

MOSKAU ap/rtr/dpa | Der russische Präsident Wladimir Putin hat eine Überprüfung der Einsatzbereitschaft seines Militärs im Zentrum und Westen Russlands angeordnet. Wie Verteidigungsminister Sergej Schoigu nach Berichten russischer Nachrichtenagenturen sagte, sollte der Test am Mittwoch um 14 Uhr (Ortszeit) beginnen. Auch die Luftlandekräfte sollten einbezogen werden, sagte Schoigu Interfax zufolge. Geprüft werden solle die Bereitschaft in Krisensituationen sowie bei militärischer Bedrohung, sagte Schoigu. Die Prüfung erfolge in zwei Etappen ab sofort bis zum 3. März.

Außenminister Sergej Lawrow hatte von einer zunehmend „neofaschistischen“ Stimmung im Westen der Ukraine gesprochen. Hintergrund sind Forderungen, die Sprache der russischen Minderheit in dem Land nach dem Sturz von Präsident Janukowitsch zu verbieten.

Im Ostteil der Ukraine leben viele ethnische Russen, ebenso wie auf der Halbinsel Krim, wo die russische Schwarzmeerflotte stationiert ist. Der Kreml und das Verteidigungsministerium waren für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.

Auf der Krim am Schwarzen Meer verhärten sich unterdessen die Fronten zwischen pro-russischen und pro-ukrainischen Demonstranten. Mehr als 10.000 Krim-Tataren gingen am Mittwoch in der Stadt Simferopol auf die Straßen, es kam zu Handgemengen mit russlandfreundlichen Gegendemonstranten.

Seit sich die Ereignisse in der Ukraine überschlagen haben und Präsident Wiktor Janukowitsch gestürzt wurde, mehren sich sowohl im russlandfreundlichen Osten der Ukraine als auch in Russland selbst die Rufe nach einem möglichen Eingreifen Moskaus. Erst am Dienstag hatte ein russischer Abgeordneter gesagt, Russland werden die russischsprachigen Menschen auf der Krim beschützen.

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14 Kommentare

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  • GD
    Gegen Dummheit

    "Hintergrund sind Forderungen, die Sprache der russischen Minderheit in dem Land nach dem Sturz von Präsident Janukowitsch zu verbieten."

     

    Wie dumm das ist!

  • Ball flach halten, kann ich da nur sagen. Die Russen waren und sind nicht unsere Feinde. Sie haben bisher stets rational gehandelt, sichern aber auch ihre Interessen. Das ist legitim. Wenn es dort aber zu brennen beginnt, wird der Rauch auch uns erreichen. Die EU wird sich letztlich raushalten müssen und die Nato auch. Oder möchte jemand den Einberufungsbefehl für sich oder für seine Kinder?

  • J
    Jens

    Es geht schon los...

     

    Aus dem "Pester Lloyd" (http://www.pesterlloyd.net/html/1409ungsorgenukraine.html)

     

    Zitat:

    "Am Dienstag wurde bekannt, dass Aktivisten des “Rechten Sektors” am Montag mit Gewalt in die Stadtratssitzung im westukrainischen Berehowe / Beregszász eindrangen und diese beendeten. Das ungarische Außenministerium kritisierte die Aktion scharf als gegen rechtsstaatliche Prinzipien gerichtet, die das Ziel eines “demokratischen Machtwechsels” in der Ukraine konterkarierten. Beregszász hat ca. 26.000 Einwohner, rund die Hälfte davon gehören der ungarischen Minderheit an."

     

    Und das bereits gegen eine relativ kleine Minderheit wie die ungarische in der Karpato-Ukraine. Da kann man schon erahnen, was den Polen in Ostgalizien und Wolhynien, den Rumänen in der Nordbukowina, den Bulgaren und Griechen an der Schwarzmeerküste und vor allem den Millionen Russen in der Ostukraine bevorstehen wird...

  • HB
    Harald B.

    Im Forum eines linken Blattes eine derart antirussische Stimmung- wie kommt das?

    "Der Despot aus Russland§ etc- was soll das?

    Putin ist mit 63% der Stimmen GEWÄHLT- die neuen Machthaber der Ukraine hat niemand gewählt, sie haben den mitMehrheit GEWÄHLTEN Präsidenten mit Gewalt aus dem Amt gejagt. So etwas nennt man einen Putsch.

  • "Der Despot in Moskau" hat den Hafen in Sewastopol bis 2040 gemietet und vorausbezahlt. Er wird nicht verzichten, weil ein Coup inszeniert wurde.

     

    Eine Teilung der Ukraine ist durchaus eine Option.

     

    Soweit man hört, wurde Sewastopol abgeriegelt und die russischen Truppen dort verstärkt.

     

    Russische Truppen wurden nach Berichten von DEBKA in Rostov und Belgorod nake der Ukrainischen Grenze konzentriert und sind von dort aus in der Lage, die Ostukraine mit den Städten Kharkov und Donetsk vom Westen der Ukraine abzuriegeln.

     

    Die NATO kann dann ihren "antiiranischen" Raketenschutzschirm bei Kiew aufstellen, gegenüber von russischen Iskander Raketen westlich von Kharkow.

     

    Die EU kann der armen Westukraine ihr Freihandelsabkommen diktieren.

    • P
      Peter
      @h4364r:

      Deshalb redet der Westen ja soviel von der "Einheit" der Ukraine, weil er seine "anti-iranischen" Raketen lieber bei Charkow aufstellen würde. Beim ehemaligen Jugoslawien war dem Westen die Einheit des Landes nicht so wichtig. Und wie sagte schon Adenauer 1945? "Lieber das halbe Deutschland ganz als das ganze Deutschland halb"...

  • M
    Maverics

    Die westlichen Mächte (die USA und die EU) mischen sich seit Monaten massiv in die inneren Angelegenheiten der Ukraine ein und haben sich öffentlich auf die Seite der Aufständischen gestellt. Die faschistischen Bendera-Stoßtruppen und Ultrarechte, die jetzt an die Macht gekommen sind, stellen eine ernsthafte Bedrohung für den Frieden und die Stabilität in der Region dar. Vor allem weil sie durch den Westen unterstützt werden. Warum meinen jetzt dieselben westlichen Politiker, dass Russland sich daraus heraushalten muss, ist einfach nur unverschämt. Die NATO-Truppen kämpfen ja an vielen Ecken dieser Welt.

  • S
    spassvogel

    Oho! Der "Rrrrusse", wie mein Landser-Opa zu sagen pflegte, läßt die Muskeln spielen.

     

    Vermutlich ist die russische Armee aber inzwischen in einem noch viel schlechteren Zustand als zu Sowjetzeiten, als sie noch die ruhmreiche Rote Armee hieß. Deshalb sehe ich diese Meldung vor Allem als Theaterdonner.

    • KS
      Kein Spass
      @spassvogel:

      Immerhin besiegte die Rote Armee die Wehrmacht vollständig.

  • T
    Tolokno

    Sollte Putin tatsächlich seinen Appetit auf die Krim nicht zügeln können und die Ukraine angreifen, wird er sich dieses Mal an diesem Happen verschlucken. Die Krim ist nicht Südossetien und die Ukraine nicht Georgien. Der Brocken wird Putin im Hals stecken bleiben. Die Ukraine wird der Despot in Moskau nicht in zwei Tagen überrennen wie das kleine Georgien. Wenn Putin die Ukraine angreift unter Vorwand so wie in Georgien, dann wird dieser Krieg ohne Zweifel sein Ende einläuten.

  • EG
    Ein Gast

    Nun macht die taz auch noch eine stumpfe Ethnisierung mit: Wie wäre es damit, klarzustellen, dass „ethnische Russen“ und „russischsprachige Bevölkerung“ nicht dasselbe sind? Auch viele Ukrainer und Juden sprechen in der Ukraine maßgeblich Russisch.

  • D
    DDHECHT

    Also ehrlich, zum Thema Neofaschismus sollte der, im Angesicht der immer stärker und brutaler werdenden Faschisten im eigenen Land, lieber nichts sagen! Freunde die auf Russlandreise waren, haben berichtet, sie hätten noch nirgendwo so viele Hakenkreuztattoos gesehen wie in Russland!

    • N
      naja
      @DDHECHT:

      Dass die russische Regierung das instrumentalisiert und die Faschisten in Russland ruhig gewähren lässt – kurz: ihre mangelnde Integrität – macht die Situation mit den Faschisten in der Ukraine aber leider nicht besser, die Aussagen werden dadurch nicht falsch.

  • Ich sah es kommen .........

     

    Warum erinnert mich die Situation * to day * an Prag ?

     

    Ich hatte dazu schon vor 14 Tagen was geschrieben zu so ein mögliches Szenario , aber viele User meinten das sei quatsch .

     

    Naja , in der Krim liegt die Russische Schwarzmeerflotte , für den Kreml ein Strategisch wichtiger Stützpunkt für das Mittelmeer und da Patrouillieren auch die Amis mit ihrer Flotte . Und der Kreml will Ruhe im Karton in der Ukraine , und Krawall vor seiner Haustür mag der Kreml überhaupt nicht und wird was tun .

     

    Und die Gummi EU wird auch nichts machen außer schwer empört sein und heiße Luft föhnen sonst nichts wie immer .

     

    Nun für die Russen ist ja die Ukraine kein Gegner eine kurze Übernahme und für Ruhe zu sorgen Stadthalter einsetzen und das wars dann auch schon .Also wie gehabt .

     

    mfg BB