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Kommentar Abbas und NetanjahuWir sind die einzigen Opfer

Kommentar von Susanne Knaul

Mahmud Abbas hat den Holocaust als das größte Verbrechen der modernen Geschichte gewürdigt. Netanjahus Reaktion darauf ist ein Desaster.

Dabei waren sie sich doch schon mal so nah: Abbas (li.) und Netanjahu, 2010 in Washington. Bild: dpa

M anchem Palästinenser muss die //www.taz.de/Holocaust-Gedenktag-in-Israel/!137454/:Sympathiebekundung von Präsident Machmud Abbas zum jüdischen Holocaustgedenktag befremdlich in den Ohren geklungen haben. Eben war ein weiterer Versuch gescheitert, die Völker der Zweistaatenlösung näherzubringen, da hat er nichts Besseres zu tun, als sich mit dem Leid der Besatzer zu solidarisieren. Und was ist mit uns?

Die Alten, die sich noch lebhaft an ihre Flucht aus Haifa, Jaffa und Beerschewa erinnern, und die jungen Palästinenser, die in den Lagern aufwuchsen, müssen sich fragen, ob ihr Präsident nicht was vergessen hat. Genau das Gegenteil ist der Fall.

Abbas lässt keinen Vergleich zu. Die Shoa war das schrecklichste Verbrechen der modernen Geschichte, sagt er. Das ist eine klare Botschaft an die Palästinenser. Hier darf nichts verniedlicht oder kleingeredet werden: Der Feind meines Feindes ist nicht mein Freund. Niemand sollte Hitler idealisieren, niemand die schrecklichen Jahre des Naziregimes für gut befinden.

Netanjahus Engstirnigkeit

Wenn nur ein Funken des Mitgefühls für die Opfer des Faschismus überspringt, wäre ein wichtiges Kapitel nahöstlicher Friedensarbeit erledigt. Mit seiner Botschaft an den Adressaten Israel stieß Abbas gegen eine Wand. Anstatt ebenso und wenn nur für einen Moment die weiße Fahne hochzuhalten, spuckt Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu Abbas geradewegs ins Gesicht.

Er solle sich seine Erklärungen sparen, meinte Netanjahu, und stattdessen sein Bündnis mit der Hamas aufbrechen, die selbst einen Holocaust plane. Wenn das keine Verniedlichung ist.

Wie anders sähe es im Nahen Osten aus, säße in Jerusalem eine weniger paranoide Führung. Hätte Netanjahu nur die ausgestreckte Hand ergriffen und umgekehrt Sympathie für die palästinensischen Opfer der Vertreibung aus Israel demonstriert, dann hätte auch sein Volk ein Kapitel im Buch des Friedens lernen können. Stattdessen verschanzt er sich hinter seiner Rolle als Opfer, das keine anderen Opfer neben ihm zulässt.

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Redakteurin Meinung
1961 in Berlin geboren und seit 2021 Redakteurin der Meinungsredaktion. Von 1999 bis 2019 taz-Nahostkorrespondentin in Israel und Palästina.
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20 Kommentare

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  • Nethanjahu und seine Getreuen - dies wird sich noch erweisen - sind sicher der Tropfen, der das Faß endgültig zum Überlaufen bringen könnte. Von allen Vorgängern im Amt ist Nethanjahu wohl das aggressivste Exemplar - ein richtiger "Held"! (nur 1 Bsp. nur: vor wenigen Jahren die Bombardierung eingesperrter Menschen in Gaza mit Phosphor! 1.400 Toten!!!!!!!!). Wurde das je geahndet?

    Als Steigerung dieses Heldentums käme dann noch der Einsatz von israelischen Nuklearwaffen in Betracht (oder wieso besitzt Israel davon Hunderte?, zeigt aber mit Fingern liebend gern auf den Iran?)

     

    Wie sehr könnten sich Bibi & der Rest

    der Befürworter/Unterstützer dieser Brutalo-Politik an die Brust klopfen, wenn erst ein Flächenbrand entstanden ist!

  • "Manchem Palästinenser muss die Sympathiebekundung von Präsident Machmud Abbas zum jüdischen Holocaustgedenktag befremdlich in den Ohren geklungen haben."

    vermutlich hat es in den meisten palästinensischen ohren gar nicht geklungen, denn abbas´ statement war auf englisch, nicht auf arabisch.

    zu der einsicht kam abbas auch erst, als ihm ein amerikanischer besucher daraufhinwies. so zumindest ließ er es verlautbaren. ein schelm, wer denkt, abbas habe irgendwas davon ernst gemeint.

    • @paulibahn:

      nachdem wir nun dieses+jenes gestreift haben, bleibt die frage übrig: wieso sollte Abbas' erklärung nicht ernst gemeint sein, Netanyahus committment to peace aber ja?

    • @paulibahn:

      2.versuch

      was soll das?

      wer es wissen wollte, konnte es wissen, und zwar seit mehr als tagen, dass Abbas eine erklärung zu holocaust und anläßlich des israelischen gedenktages abgeben würde. welche relevanz hat da noch die sprache, in welcher er sprach - außer der, dass die wenigsten im geneigten publikum arabisch verstehen? (weshalb man sich hinterher hierzulande ja so gern über die richtige übersetzung streitet)

      im übrigen lernen schon kleine palästinenserinnen englisch...

       

      woraus aus alledem erhellt, er hätte es ja sowieso nicht ernst gemeint - dafür hätte ich immer noch gern einen beleg!

      • @christine rölke-sommer:

        einfache kommunikationstheorie: die nachricht wird in der sprache des empfängers übermittelt, wenn man will, dass sie ihn erreicht.

        nicht ernst gemeint weil: "ein amerikanischer besucher hat mir erzählt, dass der holocaust das schlimmste verbrechen der welt war". aber: abu mazen hat seinen doktortitel in russland für ein best of der holocaust-leugner erhalten. merkste, ne?!

        • @paulibahn:

          das "weil: "ein amerikanischer besucher hat mir erzählt, dass der holocaust das schlimmste verbrechen der welt war". aber: abu mazen hat seinen doktortitel in russland für ein best of der holocaust-leugner erhalten. merkste, ne?!" soll ein beleg sein?

          da lachen ja die hühner! das ist meinungsgebräu.

          • @christine rölke-sommer:

            die rede können sie nachlesen, seine doktorarbeit ebenso. zusätzlich dann gerne auch noch seine zusamenarbeit mit der hamas. q.e.d. würd ich sagen

            • @paulibahn:

              und haaretz lügt?

              "In a special announcement, made in public and in both Arabic and English, Palestinian President Mahmoud Abbas declared that the murder of Jews in the Holocaust was “the most heinous crime to have occurred against humanity in the modern era,” and expressed sympathy for the victims and their families. "

              http://www.haaretz.com/opinion/1.587925

              oder hat es sonstwie an den ohren?

              und die angestrebte - noch ist sie ja nicht in ganz trockenen tüchern - einigung mit hamas... ist 'Asa etwa nicht teil Palästinas?

              wenn Sie mich fragen:es ist allerhöchste zeit, dass 'Asa in welche gespräche auch immer über die aufnahme von friedensverhandlungen wie auch immer einbezogen wird.

              Ihnen gefällt hamas nicht? mir auch nicht. ich kenne nämlich seine durch Israel geförderte entstehungsgeschichte, habe sie in teilen vor ort beobachtet, miterlebt.

              • @christine rölke-sommer:

                ok, das statement scheint tatsächlich auch auf arabisch veröffentlicht worden zu sein.

                 

                meinen sie mit ´Asa Gaza/Aza? bessere frage: wieso sollte es zu palästina gehören?

                • @paulibahn:

                  scheint wohl so... wozu ich sagen muß: Abbas gibt nur selten erklärungen in englisch ab, und in nur englisch eher garnicht.so viel dazu.

                   

                  ja, meine ich. und wieso sollte 'Asa nicht zu Palästina gehören?

                  • @christine rölke-sommer:

                    weil es prinzipiell schon schwierig ist ein (zukünftiges) palästinensisches staatsgebiet zu definieren. einen historischen staat palästina zu finden, aus dem sich ein staatsgebiet definieren lässt, ist ebenso schwierig.

                    den einzigen anhaltspunkt, dass gaza und das westjordanland zu einem staatsgebiet gehören könnten, liefert der teilungsplan von 1947, der aber von den meisten akteuren abgelehnt wurde. aktuell sind westjordanland und gaza mehr oder weniger zwei unabhängig von einander agierende gebiete.

                    • @paulibahn:

                      vielleicht sollten Sie sich mal ein bißchen mit dem King-Crane-report von 1919 beschäftigen (ist leicht zu ergoogeln), um zu verstehen, dass sozio-ökonomische verbindungen+zusammengehörigkeitsgefühl in dem gebiet, welches dort Syria genannt wird, etwas älteren datums sind als der teilungsplan von 1947 glauben macht.

                      ein blick auf diese karte http://www.oberlin.edu/library/digital/king-crane/map.html macht staunen. und vermittelt einen eindruck davon, welche gewachsenen bindungen - in denen der alte yishuv inbegriffen war - mit der entscheidung, zwei mandatsgebiete zu errichten, gewaltsam gekappt wurden/werden sollten.

                      heute stellt sich das mit der herstellung einer einheitlichen souveränität natürlich etwas schwieriger dar - obwohl andere das auch hinkriegen, sogar outre-mer. ändert aber nichts daran, dass da wie dorten palästinenserinnen leben, die nach wie vor miteinander zu tun haben+haben wollen.

                      • @christine rölke-sommer:

                        also dann ein großsyrisches reich?

                        in jordanien leben übrigens auch ganz viele palästinenser (wie definieren die sich eigentlich genau?), nehmen sie die auch mit in den staat palästina/großsyrien auf?

                        • @paulibahn:

                          großsyrisches reich? vielleicht in 200 jahren oder so...

                          erst mal, denk ich, reden wir über 'Asa und westbank und wie deren souveränität unter einem dach zustandekommen könnte.

                          alles andere kam, wenn ich es richtig ehe, in dem, was PLO und Hamas verabredet haben, nicht vor.

                           

                          hilfreich für die beziehungen zu+nach Jordanien wäre allerdings, wenn Israel davon abstand nähme, das Jordantal und damit eben auch die grenzübergänge kontrollieren zu müssen.

                          • @christine rölke-sommer:

                            souveränität unter einem dach auf grundlage einer untersuchung von 1919 und eines abkommens zwischen zwei parteien? sieht mir unvollständig aus.

                            • @paulibahn:

                              nu ja, ist sich halt die frage, wie ernst man das ding mit dem selbstbestimmungsrecht der völker nimmt...

                              und ich schätze mal, dass palästinenserinnen noch sehr viel mehr anführen könnten, was sie zu einem volk macht.

  • Leider wird der Holocaust von vielen Seiten instrumentalisiert. Ich empfinde das als schäbig gegenüber den Opfern. Ich bin gespannt ob es jemals sowas wie Frieden zwischen Palästinensern und Israel geben wird, was zu wünschen ist. Beide Seiten müssten dann aber über ihre Schatten springen.

  • tja, die dementies von antisemitismus werden abgemeiert von netanjahu.

    • @Dr. rer. nat. Harald Wenk:

      als die plo noch ziemlich vollständig die palistinenser vertratenten, ohne und gegen hamas, haben die konversativenin isreal auch verhandlungen abgelehnt und dire palestinrenser infddie arme von andren,hamas, hisbollahh,jordfaniern,. libanesen, syrern, iraker, getrieben.

       

      der isreale-palisteinakonflikt beweist seit über 5 jahrzehnten, dad von friedenswillen und verhsandlungslösungen aiuch auf westlicher seite so gut wie keine rede sein kann. dietechnisach-miltärusche überlegeheit soll "bezahlt" werden mit "siegfrieden" unterwerfungen..

  • Guter Kommentar.