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Uli Hoeneß im GefängnisFußballschauen im Krankenbett

Gut, dass es Dr. Müller-Wohlfahrt gibt. Aufgrund seiner Diagnose liegt Uli Hoeneß jetzt auf der Krankenstation. Mit Kabelfernsehen. Die WM ist gerettet.

Jubelt diesmal vor der Glotze: Uli Hoeneß. Bild: dpa

BERLIN taz | Seit 17 Tagen ist Uli Hoeneß Gefangener der JVA Landsberg. Und es scheint ihm nicht gut zu gehen: Der Uli ist krank – das sagt zumindest einer seiner Mithäftlinge, der als Freigänger mit der Münchner Abendzeitung über seinen prominenten Knastkollegen gesprochen hat.

Viel soll man von Uli Hoeneß bislang noch nicht zu sehen bekommen haben: Seinen täglichen Hofgang verbringt er in einem separaten Bereich, zu dem andere Insassen keinen Zugang haben. Gearbeitet hat er im Gefängnis noch nicht. Nicht einmal bei der Fußballmannschaft hat er sich gemeldet. Nur beim Gottesdienst in der JVA-Kirche trifft er auf seine Mithäftlinge. Sagt freundlich „Grüß Gott“, nimmt auf einer der Holzbänke Platz und singt brav bei den Kirchenliedern mit. Rotbackig und voller Inbrunst.

Nach der Messe verlässt er die Kirche durch den Hinterausgang und geht zurück in seine Zelle. Die befindet sich derzeit aber auf der Krankenstation des Gefängnisses, wie die Abendzeitung berichtet. Über Hoeneß' Diagnose ist nichts bekannt, außer dass Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt die nötigen Atteste ausgestellt hat. Müller-Wohlfahrt, der ewig junge Mannschaftsarzt des FC Bayern. Ein Hoeneß-Spezl also.

Auf der Krankenstation geht’s ein wenig lockerer zu, als in den anderen Trakten. Hoeneß' Zimmer dort hat die Größe einer Vier-Mann-Zelle, teilen muss er es sich nur mit einem weiteren Häftling. Im Gegensatz zu den gewöhnlichen Zellen haben sie dort auch warmes Wasser. Nicht einmal sein Bett muss er selbst machen, das erledigen die Vollzugsbeamten der JVA für ihn. Er ist ja krank.

Jubeln vorm Fernseher

Vor allem aber gibt es dort eins: Kabelfernsehen. Und Kabelfernsehen ist dieser Tage gleichbedeutend mit WM schauen. Rund um die Uhr kann Hoeneß die Spiele verfolgen. Mitfiebern, mitjubeln, Thomas Müller beim Toreschießen zusehen – zumindest vorm Fernseher.

Hart genug, dass er nicht live dabei sein kann – aber das kann der Franz ja auch nicht. Hundsgemein wäre es aber, dem Uli sein Fußballschauen ganz zu verbieten. Nein, mehr noch. Grausam wäre das, unmenschlich! Wo bei anderen Menschen Blut durch die Adern fließt, rollen bei Uli Hoeneß Fußbälle. Wenn es jemanden gibt, der ein Grundrecht auf Live-Übertragungen in Bild und Ton hat, dann er.

Aber was er sich wohl eingefangen hat, der Uli? Und was, wenn's bloß eine leichte Grippe ist, irgendwas Harmloses? Dann wäre er ja kaum länger als zwei Wochen krank geschrieben. Bis dahin ist gerade mal die K.o.-Runde losgegangen. Am Ende müsste er dann zurück in die normale Zelle, tät' vielleicht sogar das Finale verpassen?! Schlimm wäre das. Aber es gibt ja Müller-Wohlfahrt.

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26 Kommentare

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  • Krankheit kann man nicht planen ...

     

    - siehe auch "Gott hinter Gittern"

  • Gut gesagt - das mit der SCHADENFREUDE - die sich die Allgemeinheit nun ruhig mal gönnen dürfen muß, nachdem auf ihre Kosten zuvor gewaltig abgesahnt wurde!

    Dieser Promi hat vermutlich genug Spezln auch hinter Gittern, die ihn (gegen Cash) ggf. sogar für haftunfähig erklären - ist doch alles durchaus vorstellbar!

    Mit Steuerhinterziehern dieses Kalibers sollte möglichst niemand Mitleid haben! Auch nicht mit Alice Schwarzer..... Wie schade, daß sie sich durch eigenes Verhalten auf ein- und dieselbe Stufe gestellt hat, obwohl sie eigentl. ja ein gaanz anderes Niveau hat. Das ist unverzeihlich!

    Obwohl, sie hat - vermutlich - weniger Spezln als Hoeneß.

    • @MOTZARELLA:

      Ja, eher so SpezlnInnen.

  • Hoeneß sitzt - und das wohlverdient.

     

    Aber diese Häme ist voll daneben. Wer auf dem Boden liegt, sollte nicht mehr getreten werden!

    • @Spitzbube:

      Aber der liegt doch gar nicht am Boden sondern im weichen Krankenbett, wo ihm die Justizvollzugsbeamten immer schön die Laken glatt streichen!

      • @shumil:

        weil er krank ist.

  • Wo ein Willi ist, ist auch ein Weg!

     

    Al Capone, den ja auch erst die Steuerfahndung ausbremsen konnte, soll im Knast sogar seine eigene Küche gehabt haben, wo er seine Kumpels immer traditionell napolitanisch bekochte. Probleme soll ihm im Knast nur die Syphilis bereitet haben, die er sich bei einer seiner Nutten einfing.

    • @Rainer B.:

      Tztz-- wie kann man nur, ein solch gottloses Verhalten wie das Al Capones in eine Anmerkung setzen zu jemanden wie diesem hier: "… in der JVA-Kirche trifft er auf seine Mithäftlinge. Sagt freundlich „Grüß Gott“, nimmt auf einer der Holzbänke Platz und singt brav bei den Kirchenliedern mit. Rotbackig und voller Inbrunst."- Etwas mehr katholisches Gerührtsein möchte man sich auch von unseren kritischen Leserbriefschreibern dazu ja dann doch ausbitten,- tztz!!

  • Trotz allem: Es darf keine Vorzugsbehandlung geben. Ob dies so ist oder war, wäre die Sorgfalstpflicht des investigativen Journalismus.

    Aber copy, paste ist einfacher, wenns denns passt.

    Bild, AZ und TINA und ....

  • Zitat:"Gearbeitet hat er im gefägnis noch nicht": Ist dies eine Wertung? Soll es in Deutschland Zwangsarbeit für Gefangene geben geben? Oder nur für Prominente, die man nicht leiden kann?

    Sollen Kranke auch auf ein Krankenstation?

    Scheinmoral.

    • @Demokrat:

      "Gearbeitet hat er im gefägnis noch nicht"

       

      Scheinmoral und linkes Spiessertum.

      • @Frank Mustermann:

        § 41 StVollzG

         

        (1) Der Gefangene ist verpflichtet, eine ihm zugewiesene, seinen körperlichen Fähigkeiten angemessene Arbeit, arbeitstherapeutische oder sonstige Beschäftigung auszuüben, zu deren Verrichtung er aufgrund seines körperlichen Zustandes in der Lage ist. Er kann jährlich bis zu drei Monaten zu Hilfstätigkeiten in der Anstalt verpflichtet werden, mit seiner Zustimmung auch darüber hinaus. Die Sätze 1 und 2 gelten nicht für Gefangene, die über 65 Jahre alt sind, und nicht für werdende und stillende Mütter, soweit gesetzliche Beschäftigungsverbote zum Schutze erwerbstätiger Mütter bestehen.

        • @Rechtslage:

          Und wie wird diese Pflicht durchgesetzt; etwa mit Bunker ?

          Einzig die Hoffnung auf frühzeitige Entlassung wegen guter Führung kann hier ziehen und diese ist dem Uli von Haus aus gewiss.

          @ Taz

          Ziehmlich anmaßend, Hoeneß zu unterstellen, er wäre ein Scheinkranker über die Zeit der WM.

          Nachdem, was in einem Menschen passiert, verschuldet oder unverschuldet, wenn er so tief sinkt, ist eine zumindest psychische Erkrankung

          sehr naheliegend, auch wenn ihm nicht zu rechtfertigende Vorzüge im Knast zuteilwerden. Das darf man kritisieren, doch die Anzweiflung seiner Krankheit ist eine hämische Unterstellung. Hoeneß ist und bleibt ein Mensch.

  • Es wäre sehr interessant, wenn die Kopie des berichtes der AZ auch in irgendeiner Weise auch journalistisch verfolgt würde. Stimmt das wirklich? Gibt es außer einem anonyymen Freigänger noch irgengeine Bestätigung?

    Wenn das war ist, dann ist das natürlich eine Sache die man aufbringen sollte. Eine Vorzugsbehandlung ist nicht gerecht. Die Frage ist hier allerdings, ob dies so ist.

  • Der Frisör einer Bekannten von mir kennt einen Hundehalter, der einen Nachbar hat, bei dem ein jetztiger Gefanger eingebrochen ist. Der hat erzählt, dass dies nur die halbe Wahrheit ist. Das ist gar keine Krankentstation. Da werden sexparties gefeiert. Von glaubhafter quelle wurde mir versichert, dass der Ulli den Schampus aus dem bauchnabel der Ilse trinkt. Und der Schäferhund wurde auch benutzt.

    Wenn man schon auf Berichte von Schmierblättern wie der AZ angewiesen ist, wäre es doch gut, wenn man auch nur eine kleine Anstrengung macht und versucht, die Aussagen zu verifizieren. Eine Nachfrage bei der JVA wäre ja wohl noch drin gewesen.

  • 9G
    90191 (Profil gelöscht)

    Auch im Knast geht die Vetterleswirtschaft und Bevorzugung weiter.

    Tja, Geld regiert die Welt auch hinter Gefängnismauern.

  • Hat er Fieber? Wie war sein Stuhlgang? Was darf er essen? Langsam piept mich die Häme der Presse an. Lasst den Mann endlich in Ruhe seine Haftzeit absitzen. Kein deutscher Häftling wird so gnadenlos durchgeleiert wie er. Ich bin kein Bayernfan! Menschlichkeit und Humanität aber werden immer dann deutlich, wenn es um Häftlinge geht, die sich nicht wehren können. Man erkennt solche Werte an, oder eben nicht.

    • @yyyy xxxx:

      Gibts nicht auch eine Fraktion unter den Taz-Lesen, die immer dafuer waren, Knäste abzuschaffen? Von denen hört man nichts mehr..

      • @Frank Mustermann:

        Gibts, aber ich gehöre nicht zu dieser Fraktion. Die hohe Rückfallquote zeigt aber auch: Im Knast wurde noch kein Häftling besser. Knast ist die Universität des Verbrechens.

    • 9G
      90191 (Profil gelöscht)
      @yyyy xxxx:

      Höneß hat lange genug auf Kosten der Allgemeinheit ein Millionärsleben geführt. Da darf sich die Allgemeinheit nun auch auf seine Kosten ein bißchen Schadenfreude gönnen.

      • @90191 (Profil gelöscht):

        Wie hat Hoeness denn bitte "auf Kosten der Allgemeinet" ein Millionaersleben gefuehrt.

         

        Erklaere mir das bitte mal oder wie kommst du zu so einer Aussage.

        Man koennte meinen du plapperst dass einfach nach.

         

        Oder warum behaelst du deine Stammtischparolen nicht einfach fuer dich (oder deinem Stammtisch), wenn du keine Ahnung von der Sache hast?

         

        Schadenfreude gegenueber (kranken) Haeftlingen ist mittelalterlich.

        • 9G
          90191 (Profil gelöscht)
          @Raeuber Alibabas:

          Anscheinend gehörst Du nicht zu den Steuerzahlern, sonst wüßtest Du es.

      • @90191 (Profil gelöscht):

        Sehe ich auch so - volle Zustimmung!

        Es würde mich auch nicht wundern, wenn sein Spezi Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt ihn plötzlich für Haftunfähig erklärt.

      • @90191 (Profil gelöscht):

        Der Mann hat - trotz allem - mehr Steuern bezahlt, als du es jemals tun wirst.

        Und damit mehr fuer den Sozialstaat getan als Du.

      • @90191 (Profil gelöscht): Red.: Kommentar entfernt. Bitte kommentieren Sie respektvoll.