Reaktionen auf Neymars Verletzung: Zorn trifft Zúñiga

Seit seinem Foul am brasilianischen Star ist Kolumbiens Zúñiga zur meist verabscheuten Person im Land geworden. Sogar Morddrohungen gingen bei ihm ein.

Zúñigas (l.) Foul an Neymar (r.) empörte die brasilianischen Fans. Bild: ap

BERLIN taz | Ganz Brasilien fühlt mit Stürmer Neymar, dessen Traum, ein WM-Finale im eigenen Land zu spielen, geplatzt ist. Fast sechs Millionen Tweets wurden bislang zu seiner Unterstützung abgesetzt. Ein persönlicher Brief von Präsidentin Dilma Rousseff an „unseren lieben Neymar“ sowie eine Botschaft seines argentinischen Stürmerkollegen Lionel Messi sind bislang dokumentiert. Und natürlich Post von Millionen unbekannten Fans.

Die scheint der Lendenwirbelbruch, der Neymar beim Spiel gegen Kolumbien zugefügt wurde, besonders zu schmerzen. Das lässt sich zumindest aus den Beleidigungen und Bedrohungen schließen, die dem „Täter“ Juan Camilo Zúñiga in den sozialen Netzwerken von Facebook über Twitter bis Instagram entgegen schlagen.

So wie der Gastgeber Brasilien bislang als besonders offen und herzlich gelobt wurde, so wenig hat es die kolumbianische Mannschaft an Fairplay fehlen lassen. Bis zur Attacke von Zúñiga. Die Reaktionen darauf zeigen ein anderes Gesicht Brasiliens – und sind mindestens so hässlich, wie das Ergebnis selbst.

Neben Morddrohungen, die Zúñiga erhalten haben soll, lassen brasilianische User ihrem Zorn mit beiläufig eingestreuten rassistischen Beschimpfung gegen Zúñiga freien Lauf. Häufigste Vokabel: „macaco“ – Affe – gern begleitet von „feio preto“, zu deutsch etwa „hässlicher Neger“. Dass Brasilianer in der Fußballgeschichte selbst am allerhäufigsten Ziel solcher Diffamierungen wurden, nämlich durch den südlichen Nachbarn Argentinien, hat an der Haltung dem kolumbianischen Spieler gegenüber offenbar nichts geändert.

Auch die Tochter wird beschimpft

Der Schmäh machte selbst vor einem Instagram-Foto von Zúñigas kleiner Tochter Sofia nicht halt. Unter ein Foto von ihr am Strand wurden die wütendsten Kommentare gepostet, fast alle auf Portugiesisch oder in schlechtem portoñol, einer Mischung aus Spanisch und Portugiesisch.

Viele User sprachen sich allerdings sofort gegen die rassistische Pöbelei aus. Die brasilianischen Zeitungen hielten sich mit hetzerischen Parolen zurück. Auf allen Titelseiten wird zwar das Ausscheiden Neymars – neben dem Jubel über das erreichte Halbfinale – flächendeckend erörtert und betrauert.

Aber von bösem Zorn gegen den Spieler Zúñiga, den spanischen Schiedsrichter, der das Foul nicht ahndete oder gar das Nachbarland Kolumbien war nichts zu lesen. Lediglich das Blatt Informação Extra titelte: „Feigheit zieht Neymar von der WM ab.“ Eine Schlagzeile, die jedoch in der Tonalität eine Ausnahme blieb.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.