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Zensur in britischen PornosNicht ins Gesicht!

Spanking, Fisting, Facesitting: Britische Pornos dürfen einige Praktiken nicht mehr zeigen. Das trifft besonders Bereiche, in denen Frauen dominant sind.

Gefährdet das die Jugend? Bild: getty images

Weibliche Ejakulation ist ab sofort tabu. Andere vollpissen? Geht nicht mehr. Denn Großbritannien unterscheidet künftig zwischen guten und bösen Pornos. Die Regierung stellte jetzt laut Independent eine Liste von Sexpraktiken vor, die in britischen Pornos verboten sind. Darunter BDSM-Spiele wie Spanking (Schläge auf den Hintern), Caning (Stockschläge) und Aggressive Whipping (aggressives Peitschen). Penetration mit Objekten, physischer oder verbaler Missbrauch. Und angeblich „Lebensbedrohliches“ wie Fisting, Strangulation und Facesitting.

Für britische DVD-Pornos gilt das Verbot schon länger, jetzt haben sich die Moralwächter auch noch der Video-on-Demand-Sexfilme angenommen, solcher Pornos also, die im Netz gegen Geld zu sehen sind. So sollen Minderjährige geschützt und die Darstellerinnen und Darsteller vor gefährlichen Dreharbeiten bewahrt werden. Doch die Verbote betreffen vor allem solche Praktiken, bei denen Frauen die dominante Rolle übernehmen können.

Was hat sich die wohl männliche Zensorenrunde bei der Ausarbeitung der Liste gedacht? Frauen, die Männern den Hintern wund schlagen? Tut doch weh. Frauen, die Männern die Faust in den Arsch schieben? Wie erniedrigend. Frauen, die Männern auf die Brust pinkeln? Viel zu emanzipiert. Männer, die Frauen Sperma ins Gesicht spritzen? Ist in Ordnung.

Denn es entspricht der vermeintlich hetero-männlich dominierten Sexualnorm. Der Mann macht, die Frau erträgt. Doch weshalb muss man Jugendliche vor der weiblichen Ejakulation schützen, nicht aber vor der männlichen? Warum ist es erniedrigender, wenn sich die Frau aufs Männergesicht setzt, als wenn sie den Penis bis zum Anschlag in den Rachen schiebt?

Im Prinizip ist alles, was auf gegenseitigem Einverständnis beruht, guter Sex. Guter Porno. Großbritanniens Regierung trägt aber weiter zur Ächtung der Pornografie bei. Sie verstärkt sogar die männliche Dominanz. Das wird keinen Briten abhalten, im Netz Filme mit Spanking-, Piss- oder Peitsch-Elementen anzuschauen. Denn das Verbot bezieht sich derzeit nur auf die britischen Pornofilmer. Wenigstens so lange, bis die Regierung auf die Idee kommt, auch den Konsum zu verbieten, etwa durch einen echten Pornofilter.

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32 Kommentare

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  • 4G
    4845 (Profil gelöscht)

    Gibt es dann auch so praktische Stopschilder wie bei von der Leyen? :D

  • Pornos mit diesen Sexualpraktiken werden durch das Verbot vermutlich nur noch interessanter werden.

     

    Um mit Ovid zu sprechen:

     

    "indignere licet, iuvat inconcessa voluptas." - "Auch wenn es dich empört: Das unerlaubte Vergnügen macht Spaß."

     

    http://de.wikiquote.org/wiki/Ovid

  • Ich finde es ohnehin lächerlich, Pornos zu zensieren (wenn man von wirklich sadistischen Elementen mal absieht, die weniger mit Sex als mit Gewalt zu tun haben). Ein Porno ist per definitionem explizit sexuell, und damit - wenn man es so sehen will - auch anstößig. Dadurch, dass man ihm einzelne Elemente nimmt, ändert man an der Sache absolut gar nichts. Das ist dann wie in Japan, wo die Genitalien minimal verpixelt sein müssen. Entweder man zensiert gründlich, dann macht der Porno keinen Sinn mehr, oder man lässt im Grunde alles zu, dann macht die Zensur keinen Sinn ...

  • Da ist mal wieder das "Frauendiskriminierung zu kritisieren ist immer gut"-Gen der taz aktiviert worden. Leider kann das übel nach hinten losgehen.

     

    Jedenfalls wird bei der Kombination

     

    "[...] „Lebensbedrohliches“ wie [...] Facesitting.

     

    "Warum ist es erniedrigender, wenn sich die Frau aufs Männergesicht setzt, als wenn sie den Penis bis zum Anschlag in den Rachen schiebt?"

     

    mein "Qualitätsjournalismus?"-Gen aktiv...

    • @Hauke Laging:

      Wie wollen Sie denn über Zensur von Pornos reden, ohne über den Inhalt von Pornos zu reden? Die taz kritisiert völlig zurecht ein willkürliches und unsinniges Gesetz. Sind wir hier in den 50ern, dass man als 'Qualitätsjournalist' nicht über Sex und Pornografie schreiben soll?

  • 8G
    8545 (Profil gelöscht)

    Freihandel Anybody?

    Kann ein amerikanischer Porno-Hersteller jetzt seine entgangenen Gewinne einklagen?

  • Die beste Masche, um diese Dinger wieder an den Kunden zu bringen - könnte glatt den Herstellern eingefallen sein :D

  • Das ist doch nur ein einfallsloser Versuch der Taz ein wenig Traffic zu machen. Ein Artikel vollgestopft mit Porno-Keys um in den Suchmaschinen ganz vorn mit zu schwimmen, wenn es um Porno geht. Es machen im Moment alle Zeitungen so, einfach schade. Was bekommt der User nun zu sehen, wenn er bei Google nach "BDSM" sucht? Die Taz, die Bild, die Welt, es fehlt nur noch die Kirchenzeitung. Nur das was er sucht, nämlich BDSM findet er nicht mehr. Schande über euch Print und Online Medien.

    • @Adult Webmaster:

      Habs versucht und "BDSM" bei Google eingegeben.

       

      Ergebnisse wie folgt:

      1. de.wikipedia.org/wiki/bdsm

      2. bdsm-howto.de

      3. kleinerdrei.org (zum Thema BDSM&Feminismus)

      4. www.schwarze-rose.cc/geschichten

      5. traumdernacht.wordpress.com (sinnliche BDSM-Texte)

      6. www.sueddeutsche.de (zum todestag des Marquis de Sade)

      7. www.brigitte.de ("BDSM – ich mag es, wie ich es mag")

      8. forum.gentledom.de

      9. www.smjg.org (Was ist BDSM?)

      10. youtube.com (skinny BDSM model Lea Tyron captive and whipped ...)

       

      Ist also alles halb so wild, wer BDSM sucht kann BDSM finden. Im Gegenteil, Google weiß bislang auf Seite 1 noch nichts über die Porno-Gesetze in GB.

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    @Dhimitry:

    "Die Prüderie der Briten hat in der Weltgeschichte viel Unheil angerichtet.."

     

    Ja, besonders bei Heinrich dem Achten. Interessante Feststellung, dass Imperialismus eine Folge von Prüderie ist. Haben Freud und/oder Fromm was dazu geschrieben?

    • @95820 (Profil gelöscht):

      Marcuse und viele andere haben darüber geschrieben. Die Unterdückung des Eros und die Ableitung/Verschiebeung der damit verbundenen Frustrationen liegen doch auf der Hand.

  • Und das Internet lacht darüber.

    Wer, zur Hölle, BEZAHLT denn bitte für "Video-on-Demand"-Pornos?

    • @pippilotta_viktualia:

      genau deswegen schmeißen täglich Webmaster das Handtuch. Geiz ist geil. Was meinst du denn warum es Pornos im Web gibt. Davon wollen Menschen leben und wenn sie das nicht mehr können, dann wird es bald keine Pornos mehr im Web geben. Dann ist das Geschrei wieder groß, weil Pornos müssen doch gratis sein. Wenn ihr Pornos aber nur noch bei dem mann im Trenchcoat bekommt, der hinterm Hauptbahnhof steht, dann werdet ihr dafür bezahlen müssen.

      • @Adult Webmaster:

        Ich habe mir fünf "Element of Crime"-CDs aus meiner Stadtbibliothek entliehen und auf meine Festplatte kopiert. Alles völlig legal; ich habe meine Kulturflatrate dafür entrichtet (Mitgliedsbeitrag), und Sven Regener ist dafür entlohnt worden (Bibliothekstantieme). Hätte ich die CDs stattdessen bei der Piratenbucht eingeklauft und Regener will sich beschweren, daß er dafür keine Kohle kriegt, dann soll er sich an die Politik wenden, die sich weigert, das zu regeln, und nicht an mich. Gegen die Kunden zu stänkern ist völlig unangebracht.

         

        @Pippilotta - Daß ein Großteil der Umsonst-Pornos inzwischen dem Amateurgenre angehören heißt allerdings nicht, daß die deswegen schon in nur-voyeristisch/nichtkommerzieller Absicht gedreht wären. Die meisten Sachen, die in Kostenlosportale verklappt werden, waren zuvor sehr wohl in kommerziellen Foren. Ähnlich wie vieles auf YouTube z.B. aus dem Öffentlich-Rechtlichen oder von Gekauft-DVDs entstammt. Ist allerdings wie gesagt nicht unser Problem. Ich habe mir Anfang der 80er einen Haufen Rockpalastnächte aus dem Radio mitgeschnitten und sehe nicht, warum mir heute die von YouTube nochmal herunterzuladen auf einmal illegal sein sollte. Es ist Aufgabe der Politik, das zu regeln.

    • @pippilotta_viktualia:

      Das ist das nächste Problem, denn Großbritannien ist in Europa führend, was die Internetzensur angeht. Gegen das, was in GB bereits angewendet wird, war das "Zugangserschwerungsgesetz" (Internetstoppschilder) von unserer Zensursula von der Leyen ein lustiges Kinderspiel.

      • 9G
        970 (Profil gelöscht)
        @John Doe:

        Haha, ein Kinderspiel! Der ist gut, in diesem Kontext - wurde doch der angebliche "Schutz der Kinder" vorgeschickt, um Kontrollmöglichkeiten durchzudrücken. Aber "Zensursula", das klingt ja schon wie aus einem anderen Zeitalter für die meisten Wählerlein... der CDU wird eigenartiger Weise alles verziehen *seufz*

      • @John Doe:

        So viel dümmer wie Chinesen können Briten aber auch nicht sein. Und in China ist es seit Jahren Volkssport, herauszufinden, wie man die neuesten Zensurmaßnahmen und -sperren innerhalb einiger Tage höchstens umgeht.

        • @Age Krüger:

          Ja, diesen Sport gibt es, aber es "Volks"-sport zu nennen, wage ich zu bezweifeln. Die Sperrtechniken sind inzwischen gut genug, dass ein einfacher User diese nicht mehr umgehen kann. Das ist also eher ein Sport, der nur noch von Technikfreaks und Nerds betrieben werden kann. Es wäre vermessen zu denken, dass Dummköpfe in den chinesischen, russischen, iranischen und britischen Zensurbehörden arbeiten.

          • @John Doe:

            Leute,calm down.Ein Großteil der angeschauten Pornos auf pornhub.com o.ä. ist selbstproduziert.Mit mieser Kamera und schlechtem Schnitt.Und die Leute STEHEN drauf,weil das was sie DA sehen , viel mehr mit ihrem eigenen Sexleben zu tun hat als anal-gebleachte,zurechtoperierte Sex-leistungsmaschinen.

             

            Es ist hier doch ähnlich wie bei Drogen:Es wird immer die Nachfrage geben(Pornographie ist so alt wie das geschriebene Wort/gemalte Bild selbst, siehe Original-Mangas aus dem antiken Japan),es wird immer jemanden geben,der seine Handykamera auf den Arsch der Freundin hält,während er sie beglückt.Und es wird auch immer Frauen geben,die das in Ordnung finden.Genauso wie Menschen sich auch intelligente Vertriebskanäle ausserhalb des Internet ausdenken werden.

             

            Also keine Sorge, die Pornographie wird uns auch weiterhin erhalten bleiben.

            • @pippilotta_viktualia:

              sry mein comment dazu steht unter dem vom webmaster

  • 9G
    970 (Profil gelöscht)

    Typisch viktorianische Sexualmoral: alles verbieten, was geil ist!

  • Also, irgendwie verstehe ich den Kommentar nicht. Man kann das Verbot mit sehr guten Gründen für absurd halten (was ich übrigens auch tue). Aber daraus ein "Feminismus-Ding" zu machen, kann ich nicht nachvollziehen. Die meisten genannten Praktiken sind wohl kaum per se Ausdruck weiblicher Dominanz. Um es mal platt zu formulieren: Männer können Frauen ebenso auspeitschen oder vollpinkeln wie umgekehrt. Fisting oder Penetration mit Objekten sind wohl eher ein Thema, bei dem Frauen als nicht-dominanter Part betroffen sind (der Klassiker: Lesbischer Sex mit Strap-On). Falls jetzt z.B. das Auspeitschen von Männern durch Frauen verboten worden wären, die umgekehrte Situation aber nicht, würde der Artikel Sinn machen. So aber - sorry - nicht.

    • @Sophokles:

      In den zwei vorletzten Absätzen steht ziemlich klar drin, warum diese Zensur die männliche Dominanz zementiert. Es wurden offenbar asymmetrisch zensiert, sodass Männer gewisse erniedrigende Tätigkeiten an Frauen ausführen dürfen, während nur die umgekehrte Handlung verboten wurde. Zitatstellen: "Männer, die Frauen Sperma ins Gesicht spritzen? Ist in Ordnung.

      Denn es entspricht der vermeintlich hetero-männlich dominierten Sexualnorm." "Warum ist es erniedrigender, wenn sich die Frau aufs Männergesicht setzt, als wenn sie den Penis bis zum Anschlag in den Rachen schiebt?"

      • @Ronja Räubertochter:

        ...die vorletzten zwei Absätze sind Interpretation. Der Autor weiß nicht, welche Begründungen es gibt, sondern mutmaßt. Das dürfte verstanden worden sein.

         

        Und jep, daraus ein Feminismusproblem machen zu wollen, ist typisch aber passt hier m.E. nicht.

        • @ioannis:

          Also in der Liste steht ausdrücklich "Female ejaculation" aber nicht "Male ejaculation". Wie man daraus kein "Feminismusproblem" machen kann verstehe ich ehrlichgesagt nicht.

  • Und die Briten glauben wirklich, dass Jugendliche oder erwachsene Menschen sich diese Pornos nicht doch ganz einfach im Internet besorgen können???

  • Die Prüderie der Briten hat in der Weltgeschichte viel Unheil angerichtet. Aber scheinbar sind die unverbesserlich...

    • @Dhimitry: Die Moderation: Kommentar entfernt.
    • @Dhimitry:

      No sex, I'm british?!

  • Die unheilige Allianz aus verklemmten Puritanern und Feministinnen.

    • @dotfucation:

      Frauendominierter Porno ist doch von der Zensur am heftigsten betroffen.

      • @Moderation:

        Über die Zusammensetzung der Zensorenrunde wurden im Artikel nur Vermutungen angestellt. Ich kann mir vorstellen, daß als vorläufiges Alibiargument erstmal möglicherweise gesundsschädliche Praktiken genommen wurden. Und da gibt es bei female domination ggf. etwas mehr. Insgesamt ist das Verbot von Pornos schon viel mehr ein feministisches als ein Männerprojekt - die im Artikel erwähnten Verbote sind ein erster Schritt dahin, ein Hebel.