Putin über Nemzow-Mord: Eine „Schande“ für Russland
Wladimir Putin hat sich erstmals öffentlich zum Mord am Kreml-Kritiker Boris Nemzow geäußert. Die Behörden haben derweil mehrere Verdächtige ausgemacht.
MOSKAU rtr/ap | Der russische Präsident Wladimir Putin hat den Mord an Kreml-Kritiker Boris Nemzow als „Schande“ für Russland bezeichnet. In seiner ersten öffentlichen Stellungnahme zu dem Fall verurteilte er am Mittwoch vor Mitarbeitern des Innenministeriums die Tat. Die russische Regierung hatte bislang am Samstag lediglich erklärt, Putin habe Nemzows Mutter sein Beileid ausgesprochen.
„Prominenten Verbrechen, darunter denjenigen mit einem politischen Motiv“, müsse man „die ernsthafteste Aufmerksamkeit“ zukommen lassen, erklärte Putin. „Wir müssen Russland endlich von der Schande und Tragödien solcherart befreien, die wir jüngst gesehen und erlebt haben. Ich meine den dreisten Mord an Boris Nemzow genau im Zentrum der Hauptstadt“, fügte der Präsident hinzu.
Die russischen Behörden haben Medienberichten zufolge mehrere Verdächtige ausgemacht. Allerdings sei dies nur eine Möglichkeit, die in Betracht gezogen werde, zitierte die Nachrichtenagentur Interfax den Chef des Inlandsgeheimdienstes FSB, Alexander Bortnikow, am Mittwoch. Festnahmen gab es bislang keine.
Der 55-Jährige war von hinten erschossen worden, als er über eine Brücke in Moskau lief. Viele Oppositionelle glauben, dass der Mord vom Kreml als Vergeltung für Nemzows leidenschaftliche Kritik an Putin angeordnet wurde. Dagegen gehen die Behörden von verschiedenen möglichen Motiven aus, darunter auch, dass durch das Attentat das Ansehen von Putin befleckt werden soll.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag in Magdeburg
Auto rast in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Fragestunde mit Wladimir Putin
Ein Krieg aus Langeweile?
Einigung über die Zukunft von VW
Die Sozialpartnerschaft ist vorerst gerettet
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen