Zweiter Tag Lokführerstreik: Züge fallen aus – verrückt

Aller Orten ist Geduld gefragt: Bei den Pendlern im Ersatzverkehr, bei Autofahrern – und beim Warten auf einen Tarifabschluss zwischen Bahn und GDL.

Beim Streik aufs Auto umzusteigen, hilft nicht unbedingt. In Ballungszentren staut sich's dann gern (Archivbild). Bild: dpa

BERLIN dpa | Der Lokführerstreik hat vor allem PendlerInnen in ganz Deutschland den zweiten Tag in Folge vor Probleme gestellt. In einigen Regionen waren die Einschränkungen am Donnerstagmorgen aber nicht so stark wie befürchtet. In dem Tarifkonflikt mit der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) zeichnet sich noch keine Lösung ab.

Auch in der parallel geführten Tarifrunde mit der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) droht es, ernst zu werden. Die EVG verschärfte die Tonlage vor einer weiteren Verhandlungsrunde am Donnerstag.

Die Mitglieder der GDL wollten am Donnerstagabend (21.00 Uhr) zur Arbeit zurückkehren. Im Güterverkehr wird der Streik erst am Freitagmorgen (9.00 Uhr) nach insgesamt 66 Stunden beendet.

Wo möglich, wichen Berufstätige am Morgen auf Busse, Straßenbahnen und U-Bahnen aus. In den Wagen war das Gedränge in der Hauptverkehrszeit noch größer als sonst. Wer auf das eigene Auto umstieg, brauchte in Ballungszentren wie Berlin wegen verstopfter Straßen deutlich mehr Zeit bis zum Arbeitsplatz.

Jeder dritte Fernzug fährt

Die Bahn wollte bis zum Abschluss des Arbeitskampfes weiter ein Rumpfangebot aufrechterhalten. Am Mittwoch hatte es in den Fern- und Regionalzügen sowie in den S-Bahnen teils noch viele freie Plätze gegeben.

Nach dem Ersatzfahrplan der Bahn sollte am Donnerstag etwa jeder dritte Fernzug fahren. Bei Regionalzügen war es unterschiedlich: Im Westen sollten bis zu 60 Prozent, in Ostdeutschland wegen des dort höheren Organisationsgrades der GDL nur 10 bis 15 Prozent fahren.

Am Morgen teilte die Bahn mit, dass der Ersatzverkehr bundesweit „stabil angelaufen“ sei. Auf den Regional- wie auf den Fernstrecken habe man teilweise sogar mehr Verbindungen anbieten können – etwa in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Berlin und Brandenburg. Im Fernverkehr wurden viele der Züge verlängert, die trotz Streiks unterwegs waren.

„Verkorkste Angelegenheit“

Der frühere GDL-Vorsitzende Manfred Schell nannte die Auseinandersetzung eine „verdammt verkorkste Angelegenheit“. Die Aussagen beider Seiten seien momentan sehr „widersprüchlich und undurchschaubar“. Eine Übereinkunft könne er sich momentan nicht vorstellen, sagte Schell im Westdeutschen Rundfunk.

Die EVG dringt auf einen Tarifabschluss für ihre Mitglieder bis zum 1. Juni. „Wir erwarten vom Arbeitgeber ein deutlich verbessertes Angebot“, sagte EVG-Verhandlungsführerin Regina Rusch-Ziemba vor den Tarifgesprächen. Das bislang letzte Angebot der Bahn im Dezember waren 5 Prozent mehr Geld in drei Stufen bei einer Vertragslaufzeit von 30 Monaten.

Die EVG fordert 6 Prozent, mindestens aber 150 Euro mehr pro Monat. „Dabei ist uns wichtig, dass wir einen gleichen, gemeinsamen Abschluss für alle Beschäftigtem erzielen“, stelle Rusch-Ziemba mit Blick auf die GDL klar. Sollte sich die Bahn beim Entgelt und anderen Punkten verweigern, seien die Kollegen bereit, für ihre Forderungen persönlich einzutreten. „Und das bedeutet am Ende Streik.“

Die GDL bezeichnet in dem Konflikt die Einstufung der Lokrangierführer im Tarifgefüge der Bahn als entscheidenden Punkt. GDL-Chef Claus Weselsky kritisiert, dass nach 16 Tarifverhandlungsrunden seit Sommer 2014 noch immer Ergebnisse in zentralen Fragen fehlten. Als Beispiel nannte er eine Begrenzung der Überstunden. Die GDL verlangt außerdem fünf Prozent mehr Geld und eine Stunde weniger Arbeitszeit pro Woche.

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