piwik no script img

Bund rechnet Schloss billig

Das Bundesbauministerium will nicht tatenlos zusehen, wie der Schlossplatz verödet, und hat einen Entwurf sowie neue Finanzierung erarbeitet. Ergebnis: schneller, preisgünstiger, nur kulturell genutzt

von Rolf Lautenschläger

Der Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses soll nach einem neuen Konzept des Bundesbauministeriums wesentlich billiger und schneller als bisher vorgesehen realisiert werden können. Zugleich ist geplant, ausschließlich öffentliche und kulturelle Nutzungen in dem Gebäude unterzubringen und auf raumgreifende private Betreiber – wie ein großes Hotel – zu verzichten.

Mit einer Rekonstruktion des von der DDR 1950 gesprengten Barockbaus könnte nach Angaben des Ministeriums möglicherweise schon 2009 begonnen werden. Man habe sich für den jetzigen Vorstoß entschieden, um wieder Bewegung in die festgefahrene und vor allem teure Lage vor Ort zu bringen.

2002 hatte der Bundestag den Wiederaufbau des Stadtschlosses mit barocker Fassade beschlossen. Nach Kostenexplosionen sowie Terminverschiebungen beim Abriss der Palastruine war der Neubau in Frage gestellt worden. 2006 stieg das Land Berlin aus der Runde der Finanziers aus. „Vor 2012 werden wir nicht beginnen“, hatte Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee (SPD) vor einem Jahr gesagt.

Jetzt drückt das Ministerium aufs Tempo. „Wir sind an einer raschen Lösung interessiert“, sagte Ministeriumssprecher Jürgen Frank gestern zur taz. Das Bauministerium habe einen Entwurf erarbeitet, dessen Zweck „sich auf einen kulturellen Kern bei der Planung konzentriert“. Dieser beinhalte das Museum für die große Außereuropäische Sammlung aus Dahlem, Räume für die wissenschaftlichen Exponate der Humboldt-Universität und vielleicht noch die zentrale Landesbibliothek. Hotels und andere Gastronomien sowie Tiefgaragen fehlen in dem Entwurf.

Für den bisherigen Bauplan waren über 700 Millionen Euro veranschlagt worden. Die neue Planung sei eindeutig preisgünstiger als nach bisherigen Schätzungen, erklärte Frank. „Unser Haus hat das durchgerechnet.“ Wo außer dem Genannten weiter gespart worden ist, wollte Frank nicht sagen. Auch genaue Angaben zur Bausumme mochte der Sprecher nicht bestätigen. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung hatte eine Investition von 300 Millionen Euro und die Fertigstellung des Humboldt-Forums 2012 unter Berufung auf den Staatssekretär im Ministerium, Engelbert Lüdtke-Dahldrup, gemeldet.

Mit dem neuen Vorschlag könne die Rekonstruktion wieder forciert werden, sagte Frank. Das Bauministerium beabsichtige, bald die Pläne und Kalkulationen mit dem Finanzministerium abzusprechen. Als Nächstes soll über eine „realistische“ Bauzeit verhandelt werden, und schließlich der Architektenwettbewerb kommen. Sicher werde es keine andere Fassade geben oder – wie von der FAZ berichtet – bei der Eingangskuppel gespart werden, sagte Frank. Die Fassade sei vom Bundestag beschlossen worden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen