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Bahnhofs-Auftakt

Die Bahn verklagt ihren Stararchitekten. Von Gerkan gibt ihr die Schuld an Stahlträger-Absturz am Hauptbahnhof

Der Streit um den Absturz eines Stahlträgers am Hauptbahnhof wird vor Gericht fortgesetzt. Wie eine Sprecherin der Deutschen Bahn am Samstag mitteilte, hat der Konzern am Mittwoch eine Unterlassungsklage gegen Bahnhofsarchitekt Meinhard von Gerkan eingereicht. Darin werde von Gerkan aufgefordert, seine Aussagen zurückzunehmen, wonach der Konzern eine Mitschuld an dem Sturmschaden trage, sagte die Sprecherin.

Trotz der Klage bekräftigte von Gerkan am Wochenende seine Vorwürfe gegen die Bahn. Er werde sich nicht untersagen lassen, die Wahrheit zu sagen, erklärte der Architekt. Während des Orkans „Kyrill“ war am 18. Januar ein Stahlträger von der Fassade des Gebäudes auf eine darunter liegende Treppe gestürzt. Dabei wurde niemand verletzt.

Von Gerkan betonte, durch von ihm geplante Haltevorrichtungen wäre das Abrutschen des Trägers „wahrscheinlich verhindert“ worden. Der Bauherr habe aber darauf verzichtet. „Wir haben dagegen schriftlich Einspruch erhoben, aber sie sind letztlich weggelassen worden.“ Dies könne er mit Dokumenten belegen, sagte der Architekt.

Laut dem Nachrichtenmagazin Spiegel wird in der 14-seitigen Klageschrift argumentiert, die angeblichen Halterungen hätten lediglich dekorativen Charakter und hätten einem Sturm wie „Kyrill“ nicht standgehalten. Grund für den Verzicht, den von Gerkan im Übrigen niemals beanstandet habe, sei das mögliche Entstehen gefährlicher Eiszapfen gewesen. Die Bahnsprecherin wollte zu Einzelheiten der Klageschrift keine Stellung nehmen.

Unterdessen sind die Sturmschäden am neuen Hauptbahnhof weitgehend beseitigt. Der abgestürzte Stahlträger sei mittlerweile ersetzt, sagte ein Bahnsprecher. Die Treppe sei repariert, und zwei weitere Träger, die ebenfalls beschädigt wurden, habe man ausgetauscht. DPA

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