: Neue Allianz will Bremische kaufen
■ RSE und Stadtwerke verbünden sich und dürften nach Höchstgebot den Zuschlag bekommen
Das Rennen um die Bremische Gesellschaft für Stadterneuerung, Stadtentwicklung und Wohnungsbau ist nach einer überraschenden Wende auf der Zielgerade offenbar entschieden. Die bisherigen Konkurrenten Stadtwerke Bremen AG und Rinteln-Stadthagener-Eisenbahn AG (RSE) haben sich zusammengetan und ein gemeinsames Angebot zur Übernahme von 49,9 Prozent der Bremischen vorgelegt. Mit 85,5 Millionen Mark liegt die bremisch-hamburgische Allianz um eine halbe Million über der Beamtenbau und ihrer Mönchengladbacher Mutterfirma WCM.
Nachdem die RSE in dieser Woche den Stadtwerken ein Zusammengehen angetragen hatte, trennte sich Stadtwerke-Chef Gerhard Jochum schweren Herzens von seinem bisherigen Partner Brebau. RSE und Stadtwerke gründen eine Beteiligungsgesellschaft, an der RSE 50,1 und die Stadtwerke 49,9 Prozent halten werden.
Finanzsenator Ulrich Nölle (CDU) und SPD-Fraktionschef Christian Weber begrüßten die neue Konstellation, die dem Vernehmen nach am vergangenen Donnerstag unter Dach und Fach gebracht wurde. Denn nun ist sowohl die Bedingung der CDU (“Das höchste Angebot soll den Zuschlag bekommen“) als auch die der SPD (“Es muß eine bremische Lösung geben“) erfüllt.
Besonders attraktiv finden beide Politiker das Versprechen der RSE, im Falle eines Zuschlags weitere Aktivitäten der Wohnungswirtschaft nach Bremen zu ziehen. Das Unternehmen bringe „eigene Immobilien mit ein und mache Bremen zum Standort für bundesweites Engagement in der Immobilienverwaltung“, so Nölle. „Damit könnten Aktivitäten und Arbeitsplätze in der Stadt entwickelt werden“sagte Weber. Der Senat dürfte am 3.Juni den Zuschlag erteilen.
Die Firma RSE ist nach Angaben ihres Managers Markus Spors nicht nur an den 7.000 Wohnungen Bremischen interessiert, sondern auch am Know-How der 115 Mitarbeiter. Denn bisher hat die Immobilien-Firma nur zwölf Beschäftigte. Sie operieren aus dem börsennotierten Firmenmantel der alten Eisenbahn AG, seit vor eineinhalb Jahren eine Investorengruppe um den Hamburger Unternehmensberater Lutz Ristow bei RSE eingestiegen war. Sie haben RSE zu einer Immobilien-Aktiengesellschaft gemacht. So müßten Anleger sich nicht mehr an speziellen Immobilienfonds beteiligen, könnten aber dennoch über RSE-Aktien an den steigenden Werten für Wohnungen oder Gewerbezentren profitieren, so die Strategie der RSE. Neben 1.250 Wohnungen in Chemnitz und Duisburg gehört RSE das Airport-Center in Luxemburg.
Mit den Stadtwerken habe man einen idealen Partner gefunden, hieß es in Hamburg. Denn bisher sei RSE noch nicht nicht im sogenannten Facility-Management von Gebäuden aus einer Hand engagiert, die Stadtwerke haben aber gerade ein eigenes Geschäftsfeld zu diesem Zweck gegründet.
Die Bremische sei interessant, weil sie bereits öffentliche Liegenschaften verwalte. „Das kommt unseren Vorstellungen von Facility-management schon sehr nahe“, sagte Jochum. Über diese Partnerschaft erhofft sich auch RSE neue Geschäfte in diesem zukunftsträchtigen Feld.
Mieterhöhungen, die viele Kritiker des Bremische-Verkaufs befürchten, seien nicht das Hauptinteresse der RSE, betonte Spors, obwohl natürlich ein „positiver Cash-Flow“angestrebt werde. jof
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