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Afrikaner nach Brechmittel-Einsatz im Koma

Bremer Polizei wollte Drogen im Körper von Sierra-Leoner aufspüren. Innensenator Röwekamp: Afrikaner selbst schuld

BREMEN taz ■ Ein Mann aus Sierra Leone ist bei einem gewaltsamen Brechmitteleinsatz der Bremer Polizei buchstäblich ertrunken. So lautet die Diagnose des Notarztes, der bei dem Einsatz kurz nach Weihnachten zu Hilfe gerufen wurde: Dem angeblichen Dealer, der verschluckte Drogen erbrechen sollte, sei so viel Wasser in den Magen gepumpt worden, dass sich die Lunge füllte, Atemstillstand eintrat und dann der Hirntod. Der Mann liegt im Koma, das Krankenhaus machte gestern zu seinem Zustand keine Angaben. Bremens Innensenator Thomas Röwekamp (CDU) hat jetzt Brechmitteleinsätze vorerst gestoppt.

Der Fall, der sich bereits am 27. Dezember ereignete, wurde nur deshalb öffentlich, weil der zu Hilfe gerufene Notarzt über einen Anwalt jetzt die Staatsanwaltschaft und Medien informierte. Die Grünen fordern nun den Rücktritt des Senators. Röwekamp hatte vor Bekanntwerden des Notarztberichtes erklärt, der Brechmitteleinsatz sei „verhältnismäßig“ und der Afrikaner an seinem Zustand selbst schuld.

In Hamburg ist 2001 ein Dealer gestorben, nachdem ihm zwangsweise Brechmittel verabreicht wurden. Dennoch ist Bremen wie Hamburg bei der Methode geblieben. In Berlin werden nach kurzem Aussetzen in Folge des Hamburger Todesfalls wieder Brechmittel verabreicht.

Zu den Ländern, die keine gewaltsame Brechmittelvergabe praktizieren, gehören Bayern, Hessen und Baden-Württemberg. SUSANNE GIEFFERS

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