: Ruanda will die Eingreiftruppe lieber in Zaire
■ Hilfsorganisation berichtet von Morden an männlichen Hutu-Flüchtlingen
Kigali/Bonn (AP/rtr) – Ruanda hat gestern erneut eine internationale Militärintervention zum Schutz der Flüchtlinge in seinem Land abgelehnt. Die Truppe solle statt dessen von der zairischen Hauptstadt Kinshasa aus nach Osten vorrücken und die rund 150.000 noch in Zaire verbliebenen Flüchtlinge aus der Gewalt der Hutu-Milizen befreien, fordete ein Berater von Präsident Pasteur Bizimungu. Von etwa 800.000 Flüchtlingen seien 600.000 zurückgekehrt. Die Schutztruppe für Ruanda sei völlig unnötig, sagte auch Ruandas Außenminister Anastase Gasana und wies damit die Berichte von Hilfsorganisationen zurück, es irrten immer noch hunderttausende Menschen im Osten von Zaire herum.
Unterdessen erklärte ein Mitarbeiter einer Hilfsorganisation, die zairischen Tutsi-Rebellen töteten Hunderte Männer in den Wäldern. Zurückkehrende Flüchtlinge berichteten vom Verschwinden zahlreicher junger Männer. Die Rebellen verdächtigten jeden noch in Zaire verbliebenen Flüchtling, zur Hutu-Miliz zu gehören.
Ruanda legte unterdessen den Geberländern und Hilfsorganisationen in Genf ein Programm zur Wiedereingliederung der Flüchtlinge vor. Es beläuft sich auf 1,1 Millionen Mark, mit welchen vorwiegend Wohnungen gebaut werden sollen. Die rund 20 an der Konferenz teilnehmenden Staaten signalisierten hierzu ihre Bereitschaft. Die Bundesrepublik wird an bi- und multilateraler Hilfe etwa ein Drittel zur Verfügung stellen.
Der Leiter des UN-Kinderhilfswerk in Ruanda erkärte außerdem gestern in Bonn, man benötige im kommenden halben Jahr 27 Millionen Mark für die Wiedereingliederung der Flüchtlinge. Eine Million würde aus Spendengeldern zur Verfügung gestellt. Angesichts des Streits um die Zahl der verbliebenen Flüchtlinge in Ostzaire erklärte er zudem, daß neben einer unbekannten Zahl von Flüchtlingen auch 100.000 vertriebene Zairer versorgt werden müßten. Der kanadische General Maurice Baril, der designierte Kommandeur der Truppe, hielt am Sonntag einen Einsatz zum Schutz der Hilfsgüter für riskant. Andere Szenarien sehen eine Luftbrücke nach Ostzaire und den Aufbau eines Hauptquartiers als ersten Schritt vor.
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