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Papierseehunde

■ Am Sonntag abend: „Der Karneval der Tiere“ und „Peter und der Wolf“ nacheinander als Origami-Animation auf arte (19.30 und 20.00 Uhr)

Zülal Aytüre-Scheele kann falten. In Japan eignete sich die Trickfilmregisseurin die berühmte Origami-Technik an, mit der kleine quadratische Papiere in neue Formen gebracht werden. Ihre gesammelten Erkenntnisse aus der Falzforschung brachte Frau Aytüre- Scheele nicht nur in drei Büchern unter, sondern auch in zwei Animationsfilmen. Unter Mitwirkung von vielen papiernen Tieren – darunter Löwen, Pinguine und besonders hübsche Seehunde – verfilmte sie 1992 die Musik von Camille Saint-Saäns, den „Karneval der Tiere“. Zwei Jahre später entstand Sergei Prokofjews „Peter und der Wolf“. Beide Filme sind liebevoll animiert und lassen dem Zuschauer genügend Gelegenheit, seine Aufmerksamkeit nicht nur den Bildern, sondern auch der Musik zu schenken. Den „Karneval der Tiere“ allerdings stört eine Faltgestalt, die durch die einzelnen musikalischen Etappen führt. Immer wieder unterbricht ein Conférencier den musikalischen Ablauf, um mit dick aufgetragenem Akzent etwa den Auftritt der Elefanten zu kommentieren oder „die nächste Nummärrr, die Fieschä“, anzukündigen. Mag sein, daß dieser Kerl auch der Regisseurin irgendwann auf die Nerven fiel. In „Peter und der Wolf“ mimt er nämlich wieder den Erzähler, jedoch in untergeordneter Rolle und neuer, sehr viel angenehmerer Synchronisation. Befreit von ihm, läßt sich die Geschichte vom Tod einer Ente und der Jagd auf einen Wolf entspannt verfolgen. Und da Zülal Aytüre-Scheele auch gern im Schnelldurchlauf zeigt, wie sich ein Papier mit reichlich vielen Knicks in ein nettes Tier verwandelt, lohnt hier sicherlich ein Videomitschnitt: Beim verlangsamten Wiedersehen kann man hier bestimmt noch etwas lernen. Carola Rönneburg

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