: Scorpions volkseigen
■ 350.000 Staatsmark für Rockkonzert-Pleite / Mehr Miese sind zu erwarten
Das Konzert der „Scorpions“im August letzten Jahres in Bremerhaven kommt das Land Bremen teuer zu stehen. 350.000 Mark Ausfallbürgschaften sollen jetzt fließen – eine Abschlagszahlung. Doch schon jetzt zeichnet sich ein weit höherer Verlust ab. Gestern hat der Senat ein Papier von Wirtschaftssenator Hartmut Perschau (CDU) für die morgen tagenden Wirtschaftsförderungs-Ausschüsse passieren lassen. Darin rechnet der Veranstalter, die Stadthalle Bremerhaven, ein Defizit von knapp 424.000 Mark vor. Davon sei allerdings noch ein Betrag von mehr als 115.000 Mark strittig. Den soll nach Vorstellungen der Stadthalle Radio Bremen bezahlen. Nur, was der Wirtschaftssenator nicht weiß: Der Sender denkt nicht dran. „Die haben versucht, uns einiges in Rechnung zu stellen“, sagte gestern Radio Bremen-Justiziar Heiner Thies auf Nachfrage der taz. „Aber die Auseinandersetzung darüber ist längst beendet.“
400.000 Mark Bürgschaften hatten die Wirtschaftsförderungsausschüsse auf Druck des Perschau-Ressorts der Stadthalle zugesagt, sollte das Konzert in die Hose gehen. Und das ging es gründlich. 30.000 Karten waren verkauft worden, und die brachten nur 60 Prozent der kalkulierten Einnahmen. Grund: schlechtes Wetter. Angesichts der horrenden Verluste hatte die Stadthalle offenbar versucht, größere Posten in die Rechnung an Radio Bremen zu drücken, für „technische Sonderwünsche“zur Fernseh-Aufzeichnung. Anfang des Jahres hatte die Stadthalle einen entsprechenden Brief geschrieben. „Die Großbildleinwand sollten wir bezahlen“, wundert sich RB-Jurist Thies. „Wir haben die nicht gebraucht. Die gab es, damit die Zuschauer was sehen konnten.“So habe er dem Veranstalter geantwortet. „Dann haben wir nichts mehr gehört.“ J.G.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen