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Kiffer aller Bundesländer...

■ Am Samstag wird für die Legalisierung und Nutzung der Hanfpflanze demonstriert. Motto der ersten bundesdeutschen Hanf-Parade: "Mit Hanf in die Zukunft!"

„Hasch macht lasch!“ Im Gegenteil. Daß man auch aktiv mit der Hanfpflanze leben kann und soll, ist noch längst nicht allen bekannt. Deshalb ruft die Hanflobby am Samstag zur ersten bundesweiten Hanf-Parade nach Berlin.

Unter dem Motto: „Mit Hanf in die Zukunft – Legalisierung jetzt“! fordert das „Bündnis Hanfparade '97“, zu dem sich erstmals Vertreter von politischen Parteien (SPD, Bündnis 90/Die Grünen, FDP und PDS), hanfbewegter Gruppen, Groß- und Kleinhändler sowie Künstler zusammengeschlossen haben, eine Legalisierung der Nutzpflanze Hanf.

Beginnend um 14 Uhr am Ernst- Reuter-Platz, werden sich rund 15 Parade-Wagen in Bewegung setzen. Auf der Straße des 17. Juni soll es dann bis zum Brandenburger Tor gehen, wo für 16 Uhr die Abschlußkundgebung geplant ist. Auf zwei Bühnen werden zahlreiche Gruppen und Künstler hanfinspirierte Musik präsentieren, während auf dem „Markt der Möglichkeiten“ mit den verschiedensten Hanfprodukten der Öffentlichkeit erläutert werden soll, was „mit und aus Hanf machbar ist“.

Die Organisatoren der Hanf- Demonstration fordern die Änderung des Betäubungsmittelgesetzes, so daß Hanf zukünftig als „Rohstoff, Heilmittel und Genußmittel“ legal verwendet werden könne. Außerdem solle ein „Zeichen gesetzt“ werden, wie Mitorganisator Freke Over von der PDS gestern betonte. Denn bis heute werde der „Nutzen“ des jahrhundertealten Rohstoffs Hanf von der Bundesregierung „untertrieben“, während auf der anderen Seite die „Gefahren übertrieben“ würden.

Obwohl sich Menschen seit Jahrtausenden mit Hanfblüten berauscht hätten, habe es – im Gegensatz zu den „Volksdrogen“ Alkohol und Tabak – bisher keinen Toten durch Hanfkonsum gegeben. Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen beträgt die „tödliche Dosis Hasch 7 bis 8 Kilogramm, die innerhalb von 24 Stunden eingenommen werden müßte“. Und eine Untersuchung des Landgerichts Lübeck belegt, daß jährlich zwischen „5,8 und 7,7 Millionen Menschen in Deutschland gelegentlich Cannabisprodukte konsumieren“.

Außerdem habe sich Hanf als Heil- und Schmerzmittel bewährt. So habe man in Amerika mit Hanf bei der Krebs- und Aidsbehandlung „positive Erfahrungen“ gemacht. Ebenso könnte Hanfpapier die wesentlich billigere Variante bei der Papierherstellung sein.

Seit 1972 ist der Handel und der Konsum von Hanf in Deutschland verboten. Erst seit 1996 ist der Anbau EU-geförderter THC-armer Hanfsorten für die industrielle Nutzung wieder möglich. Karen König

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