Kneipenkrieg vor dem Kadi

■ Anklage: Um Hegarty's Irish Pub am O-Weg wurde erpreßt und entführt

Der Laden muß eine Goldgrube sein. Jedes Wochenende suchen Partygänger bei irischer Folk-Musik und Guiness den Hautkontakt im Hegarty's am Ostertorsteinweg. Doch der aufwendig gestylte Iren-Pub ist nicht nur für viele Zecher das Objekt der Begierde. Wenn man nach der Anklageschrift geht, die gestern im Landgericht verlesen wurde, versuchte eine Gruppe um den irischen Musiker Brendan McQ. Anfang des Jahres, die lukrative Schänke unter ihre Kontrolle zu bringen. Dabei schreckte sie auch vor Morddrohungen nicht zurück. Ob die Männer im Auftrag von Hintermännern handelten, blieb gestern offen.

Räuberische Erpressung und andere Straftaten wirft der Staatsanwalt den fünf Angeklagten im Alter zwischen 24 und 28 Jahren vor. Zunächst sollen McQ. und der im Libanon geborene Koch Simon K. im Januar 1997 Hegarty's-Geschäftsführer Roy B. unter einem Vorwand in einen vor dem Laden parkenden BMW gelockt und ihn entführt haben. In einer dunklen Ecke am Weserstadion hielten sie dem Kneipier Ecke eine Pistole an die Schläfe und machten ihm klar, daß er auf keinen Fall mehr als Geschäftsführer im Hegarty's arbeiten und nach Bielefeld zurücckehren solle. Leiste er Widerstand, könne er sich sein eigenes Grab schaufeln, eine Schaufel liege im Kofferraum bereit. Um ihre Ernsthaftigkeit zu unterstreichen, soll K. den Entführten mit einem MetallGegenstand hinter das Ohr gehauen haben. B. verließ die Stadt.

Einen potentiellen neuen Pächter des Hegarty's soll das Duo einen Tag später verschreckt haben. Dem Interessenten sei klargemacht worden, so die Anklage, daß er „von bestimmten Interessengruppen nicht gewünscht“sei und darum besser die Finger von dem Geschäft lassen solle. Der Mann verzichtete auf das Hegarty's.

Offenbar ließ sich der Bielefelder Besitzer der Kneipe jedoch nicht bange machen. Bald nach den ersten beiden Einschüchterungen soll McQ. erneut in der Kneipe am O-Weg aufgetaucht sein. Als Verstärkung hatte er laut Anklage die schwergewichtigen Ingo C. und Jens H. mitgebracht, die er in verschiedenen Kneipen angeworben haben soll. Mit dabei soll auch Mahmut Z. gewesen sein, der inzwischen wegen eines anderen Verfahrens in Untersuchungshaft sitzt. Laut Anklage hat McQ. den drei Begleitern 20.000 Mark für ihre Dienste versprochen haben.

Die Truppe hat nach der Anklage den in der Kneipe anwesenden Besitzer Reinhard K. in ein Hinterzimmer gedrängt. Dort habe sich C. als Vertreter einer großen Organisation vorgestellt, die bestimme, wer im Hegarty's Pächter wird. „Hast Du schon mal gehört, wie das klingt, wenn Dir der Arm gebrochen wird“, soll der Muskelmann gefragt haben. Falls sich K. weigere, einen vorbereiteten Pachtvertrag zu unterschreiben, würde der Türsteher erschossen und das Lokal verwüstet. Mahmut Z. habe den Bielefelder ebenfalls nachdrücklich aufgefordert: „Wenn nicht, bist Du tod“. Der Besitzer unterschrieb den Vertrag dennoch nicht.

Am 17. März soll die Truppe wieder am Ostertorsteinweg angerückt sein, wo inzwischen der Kanadier Steven M. die Geschäfte führte. Der Hauptangeklagte Musiker McQ., der nach eigenen Angaben beruflich irische Folk-Gruppen an Pubs vermittelte, soll sich beschwert haben, warum am Wochenende zuvor keine irische Band aufgetreten sei. Überhaupt solle ein irischer Pub nur von Iren geführt werden, ist laut Anklage sein Argument gewesen. Um seine Aussage „you are no longer the manager here“zu untermauern, sollen die Muskelmänner wiederum damit gedroht haben, dem Kanadier die Arme und das Genick zu brechen. „Wir kontrollieren diesen Ort“, hatte es laut Anklage geheißen.

Der Kanadier ließ sich aber nicht einschüchtern. Einen Tag später wurde die Truppe festgenommen, aber wieder auf freien Fuß gesetzt, ehe der Richter eine Woche später Haftbefehle gegen McQ. und Simon K. erließ. Beide sitzen seitdem in Untersuchungshaft.

Alle Angeklagten lehnten es ab, sich zur Sache zu äußern. Die Hamburger Anwälte hatten den Prozeßauftakt verzögert, weil sie die Auswahl der Schöffen als willkürlich abgelehnt hatten. jof

Die Verhandlung wird am 3. November mit der Zeugenvernehmung fortgesetzt.