: Gegen bequeme Lösung
■ Führungs-Akademie der Bundeswehr: Runde über Roeder und Rühe
Für öffentliche Gelöbnisse der Bundeswehr sei der Hamburger Rathausmarkt „denkbar ungeeignet“, erklärte Bürgermeister Ortwin Runde (SPD) gestern auf dem Neujahrsempfang der Führungsakademie der Bundeswehr (FüAk) in Blankenese. Vor mehreren hundert Gästen bekräftigte er damit seine Ablehnung einer Forderung von Bundesverteidigungsminister Volker Rühe (CDU). Der Harburger Bundestagsabgeordnete hatte vorige Woche unter dem Beifall der Hamburger CDU den Senat aufgefordert, deutschen Soldaten den Platz „in der Mitte der Gesellschaft und der Stadt“zum Schwören auf Fahne und Vaterland zu öffnen.
Die öffentliche Vereidigung von Rekruten, so Runde, würde „von der notwendigen Auseinandersetzung über rechtsradikale Erscheinungsformen“in der Bundeswehr ablenken. Zugleich erneuerte er seinen umstrittenen Vorschlag, falls die Bundeswehr auf öffentlichen „Fahneneiden“bestünde, diese in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme abzuleisten. Alternativ könne er sich auch die Ruine der im 2. Weltkrieg zerstörten Nikolai-Kirche an der Ost-West-Straße vorstellen. „Der Ratshausmarkt“, so Runde, „wäre eine zu bequeme Lösung“, weil er „anders als Neuengamme oder St. Nikolai keine Fragen provoziert“.
Und so „leicht“dürfe man es sich nicht machen angesichts des „alarmierenden Anstiegs rechtsradikaler Aktivitäten“in der Bundeswehr. Die Einladung des Rechtsterroristen Manfred Roeder an die FüAK sei „ein Fehler“gewesen, der aber nicht „zu pauschalen Verdammungen“der Akademie führen dürfe. Auch der neue FüAk-Kommandeur Rudolf Lange bekannte, es sei „ein unentschuldbarer Vorgang“gewesen, daß Roeder in der höchsten Ausbildungsstätte der Bundeswehr referieren durfte. Um zugleich relativierend hinzuzufügen, daß „Rechtsextremismus ein gesamtgesellschaftliches Problem und kein Sonderproblem der Bundeswehr ist“. Sven-Michael Veit
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen