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KommentarGesunde Distanz

■ Kirche und öffentliche Vereidigung

Die Gelöbnis-Saison 1998 ist eröffnet! Gestern Lübeck, morgen Grasberg, übermorgen Bremen und Berlin – wir werden uns schon noch daran gewöhnen. Flächendeckend wird das Land mit Vereidigungen zugedeckt, bis die Proteste gegen die Militarisierung des Alltags nur noch ein müdes Gähnen hervorrufen werden.

Aber nicht genug damit, daß die Bundeswehr mit ihren Massenauftritten den öffentlichen Raum zurückerobern will. Auch vor der Kirche macht die Vereinnahmungswelle nicht halt. Das freilich ist nicht allein auf dem Mist der Bundeswehr gewachsen. Denn irgendwer muß den Uniformierten die Gotteshäuser auch zur Verfügung stellen. Die Kirchen haben klare Worte beim Asyl oder im Sozialwort gefunden. Beim Thema Militär ist man vorsichtiger.

Es ist verständlich, daß die Kirche keine Fundamentalkritik übt. Solange es eine Minderheit ist, die sich gegen Gelöbnisse und Militär zur Wehr setzt, kann die Kirche nur verlieren, wenn sie sich gegen die Armee stellt. Doch die Gemeinden sollten sich im klaren darüber sein, daß die Gelöbnisse nur Ablenkungsmanöver von den rechtsradikalen Vorkommnisse in der Bundeswehr sind. Mit dem Segen, den die Militärs nicht als Menschen, sondern als Soldaten bekommen, wird das Verhalten der Bundeswehr ein Stück weit legitimiert. Den Kirchen stünde eine gesunde Distanz gegenüber den Ritualen der Bundeswehr gut zu Gesicht. Christoph Dowe

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