: Tag der Inis zwangsvertagt
Rathaus und Bezirk lassen Fest der Bürgerinitiativen auf dem Rathausmarkt auflaufen – obwohl sie erst begeistert waren ■ Von Ulrike Winkelmann
Es will wieder einmal keiner gewesen sein. „Für den Vorgang ist das Bezirksamt Mitte zuständig“, behauptet der Chef des Staatsamts im Rathaus, Reimer Rohde. „Die Ablehnung ist aus dem Rathaus gekommen“, sagt Bezirksamtssprecherin Claudia Eggert. Einhellig beteuern hingegen Rathaus und Bezirk, daß es gewiß keine politischen Gründe seien, aus denen der „Tag der Bürgerinitiativen“nicht am vorgesehenen 12. September auf dem Rathausmarkt stattfinden soll. Nur sei das mit der Terminierung eben so ein Problem.
Dabei hat die „Plattform Hamburger Bürgerinitiativen“bereits vor einem Jahr die Nutzung des Rathausmarktes für diesen Tag der Begegnung aller interessierten Hamburger Inis beantragt, „mit Kinder- und Musikprogramm und einer Podiumsdiskussion“, erklärt Organisator Georg Schottmayer. Für das Vorhaben hatte die Plattform im Wahlkampfjahr von der gesamten Rathausbesatzung Streicheleinheiten bezogen. „Ich würde mich freuen, wenn es Ihnen gelänge, Ihre Konzeption zu verwirklichen“, schrieb Staatsrat Gert Hinnerk Behlmer im Namen des damaligen SPD-Bürgermeisters Henning Voscherau.
Die Verwirklichung freilich droht nun daran zu scheitern, daß der Antrag der Plattform in Senatskanzlei und Bezirk zwar entgegengenommen, begrüßt und mit der Plattform besprochen wurde – aber dann offenbar vom Tisch gefallen ist. „Das Konzept hat vermutlich nicht ausgereicht“, orakelt Staatsamtsleiter Rohde – Dinge wie der „Standort der Buden, Fluchtwege und Lichtanschlüsse“seien nicht geklärt gewesen. Mitgeteilt wurde dies der Plattform nicht. „Wieso denn, die wollen doch etwas vom Rathausmarkt und nicht der Rathausmarkt von denen“, so Rohde.
Inzwischen haben sich für den September ein Töpfermarkt, die Schau des ambulanten Gewerbes und die Straße des Handwerks angemeldet. Und weil der Rathausmarkt nicht länger als zehn Tage im Monat genutzt werden solle, müßten die Bürgerinis eben auf einen anderen Termin ausweichen.
„Da gehen wir auf jeden Fall gegen an“, kündigt Schottmayer an. „Das kann doch nicht wahr sein, daß wir erst von allen Fraktionen gelobt werden und die Verwaltung uns dann ausbootet.“39 Initiativen, von „Rettet den Süllberg“aus Blankenese über „Ohne Dach ist Krach“, die den Deckel auf der A7 fordert, bis zu Transrapid-GegnerInnen und Stadtteil-Gruppen haben ihre Teilnahme zugesagt. „Wir hoffen auf ungefähr hundert Gruppen“, sagt Schottmayer. „Wir wollen Mut machen zur Initiativenarbeit, bessere Kontakte untereinander herstellen und beweisen, wie groß das außerparlamentarische Spektrum ist.“Schließlich gehe es um Macht – und darum, ernstgenommen zu werden.
Nächstes Vorbereitungstreffen: heute, 19.30 Uhr, Uni Hamburg, Phil-Turm Hörsaal F.
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