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Staatsschutz fahndet nach „krimineller Vereinigung“

■ Bundesweit Wohnungen von mutmaßlichen Passauer Antifa-Mitgliedern durchsucht

Hamburg (taz) – Im Zusammenhang mit Ermittlungen gegen 39 Linke aus Passau haben StaatsschützerInnen gestern morgen bundesweit Wohnungen durchsucht. Nach taz-Informationen suchten Polizisten vermeintliche Wohn- und Meldeadressen in Hamburg, Berlin, Göttingen, Bielefeld, Nürnberg, Mühldorf und Passau heim. Der Schwerpunkt der Staatsschutzaktion lag auf Ersuchen der Münchner Staatsanwaltschaft in Hamburg, wo allein vier Wohnungen in St. Pauli und dem Schanzenviertel durchsucht wurden. Einen Beschuldigten nahm die Polizei zur erkennungsdienstlichen Behandlung vorübergehend fest.

Die Vorwürfe gehen von „Vorbereitung und Durchführung von Straftaten“ (Paragraph 130 StGB) bis hin zur „Bildung einer kriminellen Vereinigung“ (Paragraph 129 StGB). Die Münchner Anklagebehörde wirft den Linken vor, seit 1993 im „Autonomen/Anitfaschistischen Spektrum Passau“ aktiv gewesen zu sein, sich an Aktionen gegen den DVU-Parteitag sowie an Protesten gegen Rechtsradikale und an Straftaten (Landfriedensbruch, Sachbeschädigung und Bedrohung) in der Stadt beteiligt zu haben.

Da das „Anitfa-Spektrum Passau“ auch in der „Antifaschistischen Aktion Bundesorganisation“ mitgewirkt habe, die Beschuldigten inzwischen aber teilweise verzogen sind, vermuten die bayerischen Staatsschützer nun den Aufbau neuer „Kontaktfelder“, die eine Verfolgung nach Paragraph 129 rechtfertigen könnten. Bei den Razzien wurden umfangreiche Unterlagen sowie Computer und Disketten beschlagnahmt. Obwohl die Durchsuchungsbefehle personenbezogen waren, wurden in Hamburg nach Angaben von Betroffenen auch Zimmer von MitbewohnerInnen durchsucht und „Zufallsfunde“ mitgenommen. Kai von Appen

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