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„Wir wollen erniedrigende Pornos ahnden“

■ Die ehemalige Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) fordert ein Verbot für Pornographie mit Gewaltszenen. Die Porno-Definition verschärfen, um die Würde der Frau zu schützen

taz: Sie wollen schon den Besitz von Pornographie bestrafen. Wandern damit Männer künftig ins Gefängnis, wenn sie sich ein Pornovideo ausleihen?

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger: Nur dann, wenn es verbotene Pornographie ist. Es ist ja jetzt schon möglich, denjenigen mit Strafe zu belegen, der Kinderpornovideos besitzt. Das wollen wir ausdehnen, um auch die Würde der Frauen zu schützen.

Da haben die Strafverfolger künftig viel zu tun.

Wir wollen doch nicht generell alles Pornographische verbieten. Entscheidend dabei ist, daß wir den Begriff Pornographie künftig neu definieren wollen, wie es in unserem Aufruf beschrieben ist. Wir wollen eine Definition von Pornographie, die konkreter ist als die bisher verwendete Definition.

Wie konkret?

Die neue Definition soll darauf zielen, daß es uns nur um erniedrigende Darstellungen von Sexualität in Text und Bild von Frauen und Kindern geht, das heißt um Vergewaltigungen, oder wenn beispielsweise Frauen und Kinder geschlagen, gefesselt und mißhandelt werden.

Welche Pornographie wäre denn dann erlaubt?

Wenn es keine erniedrigende Darstellung ist.

Wo fängt denn für Sie die erniedrigende Darstellung an? Bei Fesselungen? Wenn die Frau geschlagen wird? Das gehört in vielen S/M-Zirkeln zu den Praktiken.

Wir haben extra keinen konkreten Straftatbestand formuliert, weil man das mit Fachleuten zusammen machen muß. Wir haben uns in etwa orientiert an der Debatte zur Vergewaltigung in der Ehe und an der Reform zur Straftatbestimmung beim sexuellen Mißbrauch von Kindern, wo wir verschiedene Formen des Mißbrauchs definiert haben.

Aber diese Art von Mißbrauch ist doch etwas ganz anderes als ein Pornovideo, in dem sich eine Darstellerin ans Bett fesseln, verhauen läßt und dabei optisch wie akustisch einen Orgasmus vortäuscht, um damit Geld zu verdienen.

Es kommt immer darauf an, wie das dargestellt ist. Das ist dann eine Frage der Bewertung. Wir haben bisher eine relativ allgemeine Fassung des Pornographie-Begriffs, da ist es in jedem Fall gut, wenn man das jetzt konkreter macht.

Sie beziehen sich gleichermaßen auf Pornos mit Kindern und mit Frauen. Porno-Darstellerinnen machen aber meist freiwillig mit.

In anderen Bereichen wird auch vieles freiwillig gemacht, weil man Geld verdienen muß. Deswegen muß sich die Gesellschaft trotzdem fragen, wo man Grenzen setzen sollte. Interview: Barbara Dribbusch

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