: Auch Polizei verfilzt?
■ CDU wirft Innenbehörde Begünstigung eines SPD-nahen Unternehmensberater vor
Rainer Tormin war zwölf Jahre lang im höheren Dienst in Hamburger Behörden beschäftigt. Inzwischen führt er eine eigene Unternehmensberatung. Zu seinen Kunden gehört unter anderem auch die Hamburgische Verwaltung. 100.000 Mark erhielt er beispielsweise 1994 für eine Untersuchung über die inneren Verwaltungsabläufe bei der Polizei. Ausgeschrieben worden war der Auftrag nicht.
Die CDU wittert deshalb Filz. In insgesamt drei kleinen Anfragen an den Senat versucht der Abgeordnete Andreas Kühn, alle Einzelheiten der Auftragsvergabe in Erfahrung zu bringen. Denn aus Sicht der Oppositionspartei liegt es nahe, daß nicht nur die Sozialbehörde, mit deren Machenschaften sich zur Zeit ein Untersuchungsausschuß befaßt, sondern auch andere SPD-geführte Verwaltungen zu Begünstigungen neigen. „Vor diesem Hintergrund wollten wir diesem Fall einmal nachgehen“, sagt Kühn. Schließlich ist auch Tormin Sozialdemokrat. Zudem sei sein Vater in der berühmt-berüchtigten SPD-Nord aktiv gewesen.
„Mein Vater ist vor 20 Jahren von der SPD-Nord abgesägt worden“, weist Unternehmensberater Tormin eine Nord-Connection gegenüber der taz zurück. „Und ich selbst bin in der SPD nur eine Karteileiche.“ Aufgrund profunder Insider-Kenntnisse, internationaler Erfahrung und seines Harvard-Studiums „war ich lange in diesem Bereich einer der qualifiziertesten Berater in Deutschland“. Erst in den vergangenen zwei Jahren hätten andere Firmen aufgeholt.
Der 100.000-Mark-Auftrag war im übrigen nicht der einzige Job, den er für die Hamburger Verwaltung übernommen hat. „Einige“ seien seit 1992, als er sich selbständig gemacht hatte, zusammengekommen. Teilweise habe er sich sogar gegen renommierte Kollegen durchgesetzt.
Nach Auskunft der Innenbehörde muß ein Auftrag dieser Art nicht öffentlich ausgeschrieben werden. „Das außergewöhnliche Unternehmensprofil hat dazu geführt, daß wir darauf verzichtet haben“, so Behördensprecher Christoph Holstein. Silke Mertins
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen