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Frauenmacht

Im neuen Bundestag sitzen so viele Frauen wie nie zuvor. Ihr Anteil am Plenum beträgt 31 Prozent. Die Quoten, die sich die Volksparteien gesetzt haben, sind damit jedoch längst nicht erfüllt. Besonders kraß klaffen Zielsetzung und Wirklichkeit bei der Union auseinander: Das angestrebte Quorum von einem Drittel wurde mit nur 17 Prozent weiblicher Abgeordneter um fast die Hälfte unterschritten. Die SPD operiert mit einer Quote von vierzig Prozent – doch nur ein Drittel der SPD-Fraktion ist weiblich.

Unübertroffen ist aber die FDP: Von ihren 44 Abgeordneten gehören nur neun dem weiblichen Geschlecht an. Die Grünen haben hingegen 27 weibliche und 20 männliche Abgeordnete vorzuweisen. Auch die ostdeutsch geprägte PDS kann sich mit einem Frauenanteil von sechzig Prozent rühmen.

Die Strippenzieher waren und sind in allen Parteien männlich. Bei den ChristdemokratInnen waren es Helmut Kohl und Wolfgang Schäuble. Künftig werden es wohl Schäuble und Volker Rühe sein. Die neuen Regierungsparteien werden – Quote hin, Gleichberechtigung her – von den beiden Machoduos Gerhard Schröder und Oskar Lafontaine einerseits und Joschka Fischer und Jürgen Trittin andererseits dominiert.

Die jeweils grünen Pendants Kerstin Müller und Gunda Röstel haben nicht annähernd ein vergleichbares Standing in der Ökopartei.

In der rot-grünen Regierung sind die Sozialdemokratinnen Herta Däubler-Gmelin (Justiz), Christine Bergmann (Frauen, Familie, Gesundheit) und Edelgard Bulmahn (Wissenschaft) vorgesehen.

Bei den Grünen ist klar, daß die Platzhirsche Fischer und Trittin ein Regierungsamt bekommen. Eine Frau darf aber auch dabeisein: Im Gespräch ist Andrea Fischer, die als eine der profiliertesten und rhetorisch begabtesten Grünenpolitikerinnen gilt. Ihr Fachgebiet: Soziales.

Dürften in der Bundesrepublik nur die Frauen wählen, hätten die Grünen bei der Bundestagswahl nicht 6,7, sondern acht Prozent der Stimmen eingefahren. Denn die Grünen sind die einzige bundesdeutsche Partei, die „deutlich“ mehr von Frauen als von Männern gewählt wird, so die Forschungsgruppe Wahlen.

Bei den großen Volksparteien CDU und SPD stimmt dagegen der Stimmanteil nach Geschlecht ganz exakt mit dem Anteil der Geschlechter an der WählerInnenschaft überein: 51 Prozent der SPD- und CDU-WählerInnen sind weiblich, 49 Prozent männlich. Bei den Grünen dagegen ist die WählerInnenschaft zu 58 Prozent weiblich.

Thomas Emmert von der Forschungsgruppe Wahlen erklärt das Faible der Wählerinnen für die Grünen damit, daß für Frauen das Thema Ökologie eine höhere Priorität habe als für Männer. Außerdem finde man „Indikatoren dafür, daß die grüne Anhängerschaft der Gleichstellung der Geschlechter eine größere Bedeutung beimißt als die Anhängerschaft anderer Parteien“. sim/bara

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