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Der Nordirlandkonflikt für Anfänger

■ Arte zeigt hervorragende Dokumentationen über den Streit um die britische Provinz (22.30 Uhr)

Wer die grundlegenden historisch-politischen Hintergründe des irischen Konflikts kennenlernen will, der sollte momentan Arte einschalten. Der Kulturkanal begann am Mittwoch mit dem Schwerpunktthema Nordirland. Der erste Teil der BBC-Serie „Provos“ stand unter dem Titel „Die Soldaten der IRA“. Die zweiteilige Dokumentation stammt von Peter Taylor, dem wohl profundesten britischen Kenner des Nordirland-Konflikts. Der Geschichtsabriß klärte darüber auf, welche Bedeutung der „Bloody Sunday“ hatte und wer Bobby Sands war. Taylor zeigte auch, mit welch gnadenloser Härte Margaret Thatcher auf den Bombenterror gegen die englische Bevölkerung antwortete und wie der IRA-Arm Sinn Féin zu einer entscheidenden Kraft werden konnte. Eine brillante und spannende Serie, ganz in der Tradition großer BBC-Dokumentationen.

Ergänzt wird diese Reihe heute durch den neuen Dokumentarfilm von Hans-Erich Viet „Die rote Hand von Ulster“. Viet, der lange in Irland lebte, konzentriert sich auf die protestantisch-probritische Seite. Im Mittelpunkt steht der Alltag im loyalistischen Teil Belfasts, der von Arbeitslosigkeit und sozialem Niedergang geprägt ist. Gezeigt werden Ex-Untergrundkämpfer, die heute als Sozialarbeiter auf der Grenze zwischen beiden Lagern agieren oder Bilder aus dem einzigen zwischen den Stadtvierteln existierenden Lebensmitteladen – der von einem Inder geführt wird. So idyllisch die Stadt mitunter erscheint, die Atmosphäre ist von latenter Gewalt bedroht. Besonders nachts und wenn der Regisseur Soldaten und Polizisten auf Patrouille begleitet. Höhepunkt des Films ist der Oraniermarsch in Portadown 1997, der aus der Perspektive der demonstrierenden Katholiken aufgenommen ist und weitgehend ohne Kommentar auskommt.

Wo doch kommentiert wird, ergibt sich der einzige Mißton, da die oft ähnlich klingenden Namen der vielen politischen und paramilitärischen Gruppierungen zu rasch am Ohr des laienhaften Zuschauers vorbeirauschen. So bleibt manches ungeklärt. Aber es ist wohl aussichtslos, Nordirland in 98 Minuten erklären zu wollen. Dennoch ist dieser Arte-Schwerpunkt in allen Teilen äußerst sehenswert. Michael Ringel

2. Teil „Die Soldaten der IRA“: Mi., 27. Januar, 20.45 Uhr, Arte

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