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Die Visionen wechseln, das Drama geht weiter

■ Einst wollte Bertelsmann mit Premiere in die TV-Zukunft. Nun verhandelt man über den Ausstieg

Berlin (taz) – Das Ende ist immer ohne Glanz. Gestern trafen sich die Manager Rolf Schmidt- Holtz und Ewald Walgenbach von Bertelsmanns TV-Tochter CLT- Ufa in München mit den Kirch- Managern Dieter Hahn und Klaus Piette. Bei ihren Verhandlungen gibt es nur ein Ziel, auch wenn in der Luxemburger Zentrale der CLT-Ufa von „mehreren Optionen“ gesprochen wird und man dort überlegt, wie sich das Aus noch als Strategie verkaufen läßt: Bertelsmann will raus aus Premiere, und zwar schnell.

Der defizitäre Pay-TV-Sender, der einst als Kern einer glanzvollen Fernsehzukunft galt, ist den Managern in Gütersloh und Luxemburg im letzten halben Jahr zum Ballast geworden. In der letzten Woche war der Ausstiegswunsch der Bertelsmänner Verhandlungsposition geworden (siehe taz vom Mittwoch). Einigen sich die Bertelsmann-Manager mit ihren Partnern von Kirch, wird der Sender bald von dem Münchner TV-Unternehmer allein gesteuert. Die Bertelsmänner, die den Sender einst aufgebaut hatten und bislang für die Führung verantwortlich waren, wollen allenfalls einen Rest von fünf Prozent behalten, damit sie beim Filmrechtehandel dabeibleiben können, wo Deals über Pay- und klassisches Free-TV zusammen gemacht werden. Über eine Milliarde Mark will der Konzern für seinen Anteil sehen – den hatte man zuletzt mit knapp 1,4 Milliarden Mark bewertet.

Die Unternehmen bestätigen lediglich, daß Gepräche stattfinden. Die Option, derzufolge Bertelsmann seinen Anteil dem langjährigen französischen Premiere- Partner Canal + schmackhaft macht, wird als wenig wahrscheinlich angesehen.

Die Begründungen für den Ausstiegswunsch bei Bertelsmann sind interessanterweise höchst unterschiedlich. Während die Luxemburger TV-Manager des Konzerns, der mit Sendern wie RTL dicke Gewinne einfährt, von einer Konzentration auf Free-TV sprechen und die Chancen des klassischen TV-Geschäfts preisen, setzt die Gütersloher Konzernzentrale auf eine ganz andere Strategie: Vorstandschef Thomas Middelhoff träumt davon, Filme und andere Fernsehinhalte in Zukunft über das Internet zu verbreiten, das er für die Kerntechnologie des künftigen Medienmarkts hält. Bei denen, die bislang das leidlich erfolgreiche TV-Geschäft des Konzerns machen, löst Middelhoffs Vision aber vor allem beißenden Spott aus. Das immerhin kennt man bei Bertelsmann: Auch die hochfliegenden Zukunftspläne mit Premiere waren bei RTL einst verlacht worden. Lutz Meier

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