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Ein Politikaktivist und Sonderling

Olaf Staps war zur Wendezeit in der DDR-Ökobewegung und bei den Ostgrünen aktiv. Doch schon 1990 trat er aus der Partei aus, weil die Grünen nicht mehr radikal genug waren

„Wer dem Typen einmal begegnet ist, der vergisst ihn nicht“, sagt einer über Olaf Staps, der ihn noch aus DDR-Zeiten kennt. Ein „Sonderling“ sei er schon damals gewesen, ein Politaktivist, der im Sommer 1989 gegen die Wahlfälschung vom 7. Mai 1989 auf die Straße ging. Einmal entrollte er ohne Absprache mit seinen Mitstreitern ein Transparent mit der Aufschrift „Zu dumm zum Addieren, aber ein ganzes Land regieren.“ Der „Einzelkämpfer“ mit dem Hang zu medienwirksamen Aktionen wurde verhaftet.

1988 hatte sich Staps dem Öko-Netzwerk arche angeschlossen, einer kirchlichen Umweltorganisation, die aus der Spaltung der Umweltbibliothek entstanden war. Später stieß Staps zur Gründungsgruppe der Ostgrünen. In der Bezirksgruppe Friedrichshain erwies er sich eher als Mann der Theorie, den das Verhältnis zum Kapital mehr interessierte als Kommunalpolitik. Er forderte eine Bleiberecht für alle Flüchtlinge in Friedrichshain, eine Frage, die allerdings nicht auf Bezirksebene zu entscheiden war. Schon bald waren ihm die Grünen nicht mehr radikal genug.

Als Gegner der Wiedervereinigung passte ihm nicht, dass die Grünen diese nach anfänglicher Ablehnung akzeptierten. Im Herbst 1990 trat er aus der Partei aus. Damals wollte er Theaterwissenschaften studieren. Später wurde er bei einer Anti-Olympia-Demonstration gesichtet.

Als Motiv für seine Anschlagsdrohung nennt Staps in seinen Pamphleten die „Abrechnung“ mit der PDS. Der Friedrichshainer PDS-Baustadträtin Martina Albinus-Kloss wirft er vor, ihn gegen eine Räumungsklage seines Vermieters nicht unterstützt zu haben. Eine Stellungnahme von Albinus-Kloss war dazu gestern nicht zu erhalten. Ein PDS-Sprecher meinte gestern: „Staps projiziert alle Probleme der Welt auf die PDS.“

In den Briefen lässt Staps erkennen, dass er im Falle eines Anschlags auf die Luxemburg-Gedenkfeier seinen eigenen Tod mit einkalkuliert, sei es durch Schüsse der Polizei oder durch seine eigenen Handgranaten. Die Polizei solle „besser nicht darauf spekulieren“, dass er seine Drohungen nicht wahr mache. So wenig, wie er gezögert habe, am Räumungstermin im September 1999 seine Wohnung und das leer stehende Haus anzuzünden, „allenfalls mal 2, 3 Sekunden vorm Anzünden des ersten Streichholzes –, so wenig werde ich diesmal zögern“.

Aus einem der Drohbriefe geht hervor, dass Staps in der Wohnung einer oder eines Bekannten Unterschlupf gefunden hat, der/die sich vorübergehend im Ausland aufhält. Das Geschlecht der Person nennt Staps nicht, um der Polizei keinen Hinweis zu geben. Staps hofft, dass dieser Mensch der Polizei nicht „aus falsch verstandener Humanität“ seinen Aufenthaltsort mitteile. Dies sei der „einzige Unsicherheitsfaktor“, den er bedauerlicherweise nicht ausschließen könne. Dorothee Winden

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