: Hochtief rächt sich für Schönefeld
Olympiastadion: Baukonzern hält nach Strieder-Gespräch an Beschwerde fest. Negative Auswirkungen für WM-Bewerbung befürchtet
Der Hochtief-Konzern hält auch nach einem Gespräch mit Bausenator Peter Strieder (SPD) an seiner Beschwerde bezüglich des Vergabeverfahrens zur Sanierung des Olympiastadions fest. Strieder und Hochtief-Geschäftsführer Leichnitz einigten sich nach einem Treffen gestern in Berlin nicht darauf, dass das Unternehmen die Vorwürfe vor der Vergabekammer zurückzieht.
Stattdessen drohte Hochtief dem Land, alle rechtlichen Möglichkeiten bis hin zu einer Klage vor dem Verwaltungsgericht auszuschöpfen, was zu Verzögerungen beim Umbau der Arena führen könnte. Zugleich zeigten sich der Vorsitzende des Sportausschusses im Deutschen Bundestag, Friedhelm Beucher (SPD), und Hertha-BSC-Manager Dieter Hoeneß verärgert über die Beschwerde. Beucher befürchtet negative Auswirkungen auf die WM-2006-Bewerbung des DFB im Juli in Zürich.
Das Unternehmen, sagte Strieder, „möchte geklärt haben, ob die Vergaberegeln richtig eingehalten wurden“. Dies sei das gute Recht des Konzerns. Hochtief wolle dies „aber nicht als Rache für das Ausscheiden aus dem Projekt Großflughafen Schönefeld gewertet wissen“, stichelte der Senator. Hochtief sollte ursprünglich den Flughafen bauen. Gegen die Vergabe hatte der Mitbewerber IVG erfolgreich geklagt.
Hochtief hatte am Montag Beschwerde bei der Vergabekammer eingelegt, da der Umbau des Stadions laut Ausschreibung überwiegend privat finanziert werden sollte. Nach der Vergabe an die Walter Bau AG, so der Vorwurf, werde die 470 Millionen Mark teure Sanierung jetzt weitgehend aus öffentlichen Mitteln bestritten. Bis zur Entscheidung, für die die Vergabekammer maximal fünf Wochen Zeit hat, können weder die geplanten Bauarbeiten im Mai noch Auftragsvergaben stattfinden. Ein möglicher Rechtsstreit hätte weitere aufschiebende Wirkung.
Strieder gab sich dennoch sicher, das Verfahren vor der Vergabekammer zu gewinnen, da alle Vorschriften des Vergaberechts beachtet worden seien. Auch der Spielbetrieb von Hertha BSC und die WM-Bewerbung würden nicht gefährdet, da die Sanierung „auf jeden Fall“ 2004 beendet wäre.
Kritik an Strieder und die Sorge vor negativen Auswirkungen auf die WM-Bewerbung äußerte dagegen Beucher. „Der Senat hat es nicht geschafft, zu Potte zu kommen“, sagte der SPD-Bundestagsabgeordnete. Es sei nicht auszudenken, welche Auswirkungen die Beschwerden der Baufirmen für die deutsche Bewerbung um die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 hätten. Die Konkurrenten England und Südafrika würden die Entwicklung „genüsslich“ zur Kenntnis nehmen, so Beucher. ROLF LAUTENSCHLÄGER
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