: „Die wollten sich profilieren“
Erneuter Anschlag von Rechten auf das IG-Metall-Büro in Elmshorn. Diesmal wurden die Täter gefasst ■ Von Peter Müller
Diesmal klickten die Handschellen: Erneut wollten Rechtsextre-misten das Büro der IG Metall in Elmshorn beschädigen. Zwei Jugendliche im Alter von 17 und 21 Jahren hatten in der Nacht zu Mittwoch versucht, die Scheiben des örtlichen Gewerkschaftsbüros einzuschlagen. Nach einer wilden Verfolgungsjagd durch die Krückau-Stadt wurden die beiden von einem Security-Unternehmen gestellt und von der Polizei festgenommen.
Beide „gehören dem Rand der rechten Szene an“, bestätigt der ermittelnde Itzehoer Staatsschützer Horst Klüver. „Sie wollten sich offensichtlich profilieren“. Bei der Vernehmung hatten zwar beide die Tat bestritten. Es bestehe jedoch kein Zweifel daran, dass es sich bei den Festgenommenen um die Täter handelt, so Klüver. In der Wohnung eines der beiden Männer fand die Polizei NPD-Plakate sowie Rechtsrock-Embleme der „White Power“-Musik.
Dennoch gehören beide nach Erkenntnissen des Staatsschutzes nicht dem harten Kern der militanten Neonazis um den Pinneberger Klemens Otto an, die für weitere Anschläge auf die Elmshorner IG Metall verantwortlich gemacht werden.
Die Gewerkschaft ist Ziel von Neonazi-Anschlägen, seit sie vor rund einem halben Jahr das antifaschistische Bündnis „Keine Toleranz für Neonazis in Elmshorn“ mit initiierte. Das Bündnis, das sich mittlerweile auf den Kreis Pinneberg ausgedehnt hat, hat mehrfach Plakate mit der Aufschrift „Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen“ verklebt. Wiederholt wurde seither das IG-Metall-Gebäude von außen mit rechten Parolen und Drohungen beschmiert. Vor acht Wochen stießen Neonazis gegen den örtlichen IG-Metall-Chef Uwe Zabel Morddrohungen aus: An der Autobahn A 23 befestigten sie ein Transparent mit der Aufschrift: „10.000 Mark Belohnung - tot oder lebendig“.
Ins Visier der Rechten dürften die Gewerkschaften erneut am vergangenen Wochenende geraten sein. Denn auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hatte mit zu der antifaschistischen Demons-tration in Wandsbek aufgerufen, an der rund 2000 Menschen teilgenommen hatten.
Zabel forderte gestern eine politische Lösung des rechten Problems, „das wir nicht allein der Polizei überlassen dürfen“. Militante Neonazi-Gruppen müssten durch das Innenministerium verboten werden. „Wir dürfen nicht zulassen, dass militante Neonazis wie der Hamburger Sturm oder die Freien Nationalisten die Aktivitäten bereits verbotener Neonazigruppen fortsetzen“.
Die Hamburger Innenbehörde hat bereits eine Arbeitsgruppe aus Staatsrechtlern, Verfassungsschutz und Polizeijuristen eigesetzt, die das in Hamburg etablierte Netzwerk um die Aktivisten des militanten „Aktionsbüros Norddeutschland“ unter die Lupe nimmt.
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