piwik no script img

Kein Kavaliersdelikt ■ Polizei braucht nicht mehr Rechte

Zum zweiten Mal in einer Woche standen Bremer Polizisten wegen Festnahmen vor Gericht. In beiden Fällen erwiesen sich die Verdachtsgründe – Drogen hier, Falschgeld da – als unhaltbar. Offensichtlich wird das Grundrecht auf Freiheit der Person in Bremen manchmal lax gehandhabt.

Es ist wichtig, dass die Justiz hier Grenzen aufzeigt. Der Generalstaatsanwalt tut gut daran, solche Fälle aus dem Altpapier zu fischen. Das Gericht hat Augenmaß bewiesen: Die Polizisten, die häufig auf schmalem Grat arbeiten, kommen um eine dauerhaft belastende Vorstrafe herum. Gleichzeitig machen die spürbaren finanziellen Auflagen unmissverständlich klar, dass Freiheitsberaubung kein Kavaliersdelikt ist.

Das war bei der Polizei zumindest noch vor zwei Jahren anders. Nur so ist zu erklären, dass Festnahmen routinemäßig undokumentiert über die Bühne gingen. Und ein nach Jahren aus dem Hut gezauberter anonymer Denunziant zeigt, wie einfach sie nachträglich zu rechtfertigen sind. Gerade weil die Assoziationskette von „Afrikaner“ bis „Drogenhandel“ – nicht nur bei Polizisten – häufig kurz ist, muss auch weiterhin vor jeder Personenkontrolle ein begründeter Anfangsverdacht stehen. Deshalb wäre es ein fatales Signal, „verdachtsunabhängige Kontrollen“ im neuen Polizeigesetz zu verankern. Sonst droht Menschen mit dunkler Hautfarbe eine Flut von Kontrollen – zur Festnahme fehlt dann oft nur noch eine Kleinigkeit.

Jan Kahlcke

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen