cdu-rückkehr zur sachpolitik: Schaffner im Bus
RICHARD ROTHER über die Partei des kleinen Mannes hinter dem Lenkrad
Wenn es wieder einmal gute Nachrichten gibt, könne er zurücktreten, hatte CDU-Fraktionschef Klaus Landowsky lächelnd vor einer Woche verkündet. Hier ist eine gute Nachricht: Die Koalitionskrise ist beendet, die CDU kehrt zum Wohle der Stadt zur Sacharbeit zurück. Und wie! Alexander Kaczmarek, von vielen schon als Nachfolger von Klaus Landowsky gehandelt, kümmert sich wieder um die Dinge, von denen er am meisten versteht: Verkehr, Verkehr und nochmals Verkehr. Fordert der Haushaltsexperte jetzt den beschleunigten Weiterbau der U 5, den Transrapid-Anschluss des Großflughafens oder einen achtspurigen Ausbau der Stadtautobahn?
Weit gefehlt – wenn man aus der Krise will, muss man kleine Brötchen backen. Kaczmarek weiß das. Deshalb sollen es Schaffner sein! Im Bus, aber nur auf auf den City-Buslinien, die stark von Touristen frequentiert werden. Jawoll!
Mit preußischem Charme sollen die Schaffner Auskünfte möglichst auch in Fremdsprachen erteilen, so Kaczmarek. „Der Busfahrer wird vom Fahrkartenverkauf entlastet und kann sich auf den Verkehr konzentrieren.“ Die Partei des kleinen Mannes hinter dem Lenkrad – die ist und bleibt die CDU, auch wenn Klaus Landowsky abtreten sollte.
Aber Haushaltsexperte Kaczmarek wäre kein verantwortungsvoller potenzieller Nachfolger, hätte er nicht gründlich die Konsequenzen seines Vorschlags bedacht. Möglicherweise koste die zusätzliche Beschäftigung von Schaffnern nicht mehr Geld, weil die Busfahrer entlastet würden und somit schneller fahren könnten. „Das verkürzt die Umlaufzeiten, wir kämen mit weniger Bussen aus.“ Zudem könnte die Schwarzfahrerquote auf null gesenkt und könnten Vandalismusschäden eingedämmt werden, hofft Verkehrsexperte Kaczmarek.
Die Sache ist klar: Wenn sich Landowsky weigert, bei den Christdemokraten mit gutem Beispiel voran- beziehungsweise abzugehen, so ist jetzt der Ball bei Kaczmarek. Also flink die Schaffnermütze aufgesetzt und den Touristen das Brandenburger Tor gezeigt, das sie sonst übersehen könnten! Und auf Globalausländisch erklärt, woran es dennoch mangelt in Berlin: „We do need more entrepreneurs. Business people who don’t fear taking out a risky credit from a bank.“
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