piwik no script img

Israel schickt Panzer

US-Botschafter übt massive Kritik am Vorgehen der israelischen Armee in den Autonomiegebieten, EU-Diplomat Solana äußert sich vorsichtiger

JERUSALEM/KAIRO/MOSKAU dpa ■ Die USA haben die israelische Regierung gestern wegen ihres jüngsten Vorgehens gegen die Palästinenser scharf kritisiert. Der amerikanische Israel-Botschafter Martin Indyk verurteilte die Angriffe der Armee auf den Sicherheitschef der Palästinenser im Westjordanland, Dschibril Radschub, als „beispiellos“. In ungewöhnlich direkter Form kritisierte Indyk im südisraelischen Beerschewa das Verhalten der israelischen Armee, die das Haus von Radschub in der Nacht mit Panzergranaten beschossen und schwer beschädigt hatte: „Die israelische Armee beschießt, bombardiert und tötet diejenigen, die die Gewalt beenden könnten. Vielleicht ist dies eine Strategie, um sie gegen ihre eigenen Leute aufzuwiegeln, aber ich glaube nicht, dass es irgendwo in der Geschichte ein Beispiel gibt, wonach eine solche Strategie erfolgreich war.“ Gleichzeitig griff Indyk, der demnächst Israel verlässt, die israelische Siedlungspolitik an.

Während bei Kämpfen im Gaza-Streifen erneut zwei Palästinenser getötet wurden, begann der EU-Beauftragte für Außenpolitik, Javier Solana, in Kairo Sondierungsgespräche. Auch er kritisierte die jüngsten israelischen Militäraktionen. Nach einem Treffen mit Ägyptens Präsidenten Husni Mubarak sagte der EU-Chefdiplomat, die Union verurteile zwar den Einsatz von Kampfflugzeugen gegen die Palästinenser. Sanktionen seien aber nicht das richtige Gegenmittel. Zur Frage nach einem Wirtschaftsboykott gegen Israel sagte er: „Wir wollen selbst nicht Teil des Problems werden“.

In Moskau rief die russische Führung Israel zur Mäßigung auf. „Russland ist zutiefst an einer Normalisierung der Situation interessiert“, sagte Außenminister Igor Iwanow nach einem Treffen mit seinem israelischen Amtskollegen Schimon Peres. Präsident Wladimir Putin lobte gegenüber Peres das „gute Vertrauensverhältnis zwischen Russland und Israel“. Sein außenpolitischer Berater Sergej Prichodko sagte dagegen: „Ein massiver Beschuss von Palästinensergebieten, der Einmarsch von Truppen und Lynchjustiz kann nicht gerechtfertigt werden.“

Israelische Soldaten erschossen am Morgen im Gaza-Streifen zwei Männer, die einen Angriff auf israelische Einrichtungen geplant hätten. Nach palästinensischen Angaben drang die Armee am Mittag erneut mit Panzern bei Karara in palästinensisches Autonomiegebiet ein und zerstörte mehrere Gebäude.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen