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Feuer auf dem Bebelplatz

Bücherverbrennungs-Mahnmal durch Buchverbrennung geschändet. Stadträtin bittet Bürger um Spenden, um Tiefgaragen-Investor entschädigen zu können

Das Mahnmal gegen Bücherverbrennungen auf dem Bebelplatz ist geschändet worden. Vier Jugendliche verbrannten auf der Glasplatte des Mahnmals ein englischsprachiges Buch, wie ein Polizeisprecher gestern mitteilte. Die Täter entkamen. Die Glasplatte des Mahnmals blieb unbeschädigt.

Unterdessen ruft die Bezirksstadträtin von Mitte für Stadtentwicklung, Dorothee Dubrau (Grüne), zur Spende für die Entschädigung des Tiefgaragen-Investors am Bebelplatz auf. Die Garage soll um das unterirdische Mahnmal herum gebaut werden. Dessen Schöpfer, der israelische Künstler Micha Ullman, sieht durch die Garage die Würde des „authentischen Ortes“ gestört. Verhandlungen mit dem Münchener Unternehmen Wöhr und Bauer seien die einzige Möglichkeit, die Garage zu verhindern, so Dubrau.

In den letzten Wochen hatten Künstler, Studierende der benachbarten Humboldt-Universität und Berliner Bürger das Bauvorhaben kritisiert. Zu spät, wie Dubrau sagt. Die Garage ist schon seit 1992 geplant. Ullmans Mahnmal wurde parallel konzipiert und 1995 eingeweiht. Da der Senat den Bebelplatz bereits rechtsgültig verpachtet hat, muss der nun zuständige Bezirk mit einer Schadenersatzklage rechnen, falls er die Baugenehmigung verweigern sollte. Um die dann möglicherweise fälligen Millionen aufbringen zu können, bittet die Stadträtin um Spenden. Sie selbst habe die ersten 100 Mark überwiesen, teilte Dubrau gestern mit. Sollte sich Wöhr und Bauer kampflos zurückziehen, will Dubrau von den Spenden Bücher kaufen: Von Autoren, deren Texte am 10. März 1933 auf dem Bebelplatz verbrannt wurden. TILMAN STEFFEN

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