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Metzmacher will Gysi

■ PDS-Star soll am 3. Oktober Konzert-Rede halten

Ingo Metzmacher, Hamburgs Generalmusikdirektor und küns-tlerischer Leiter der Staatsoper, hat sich mit Nachdruck für Gregor Gysi als Redner beim Konzert zum Tag der Deutschen Einheit ausgesprochen. „Ich persönlich halte Gregor Gysi für einen brillanten Kopf und denke nicht daran, ihn wieder auszuladen“, so der 43-Jährige. Metzmachers Plan, den früheren PDS-Chef und Spitzenkandidaten der Partei im Berliner Wahlkampf als Gastredner vor dem Konzert des Philharmonischen Staatsorchesters mit Beethovens 9. Symphonie am 3. Oktober einzuladen, war mancherorts in Hamburg auf heftige Kritik gestoßen.

So bezeichnete der Vorsitzende der Hamburger CDU-Bürgerschaftsfraktion, Ole von Beust, Metzmachers Idee in gestrigen Zeitungsinterviews als „geschichtslose und geschmacklose Entscheidung“. Der Christdemokrat empfahl, Gysi wieder auszuladen, andernfalls müsse Kultursenatorin Christina Weiss eingreifen.

„Wir haben an der Oper vor einem Jahr lange debattiert, wen wir in diesem Jahr als Gastredner am 3. Oktober einladen. Dass Gysi kommen würde, wurde bereits im März veröffentlicht“, sagt Metzmacher. „Ich wundere mich sehr, dass von Beust sich erst jetzt im Wahlkampf dazu äußert.“ Der Dirigent, der sich nachdrücklich für die Musik des 20. Jahrhunderts einsetzt und immer wieder auch neue Konzertformen erprobt, betont: „Es geht mir darum, Beethovens Neunte, die auch als Hymne der Europä-ischen Union längst Allgemeingut geworden ist, durch Denkanstöße wieder neu zu entdecken.“

Im vergangenen Jahr hatte Metzmacher den Philosophen Peter Sloterdijk als Konzert-Redner eingeladen. „Wir suchen uns für diesen Konzerttermin ganz bewusst originelle, intelligente Querdenker, die mit ihren Ansichten anecken – schließlich ist auch Beethoven früher angeeckt. Es geht nicht darum, dass die Redner politisch-aktuelle Statements abgeben sollen, sondern darum, dass sie zu Beethovens Musik und Schillers Ode an die Freude etwas sagen.“ taz/lno

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