: Noch mehr Spuren führen nach Hamburg
Sie kannten einander, aber niemand kannte sie: Bei den Ermittlungen zu den Terroranschlägen in New York und Washington führen immer mehr Spuren nach Hamburg. Nach Mohammed Atta und Marwan Al-Shehhi, die an der Technischen Universität Harburg studierten, verdächtigt das FBI nun auch den 26-jährigen Libanesen Ziad Samir Jarrah, der an der Fachhochschule Hamburg Flugzeugbau studierte. Jarrah soll einer der Entführer der abgestürzten Boeing von Pennsylvania sein. Bei einer eilig einberufenen Pressekonferenz versicherte Professor Heinz Krisch, Dekan des Fachbereichs Fahtzeugtechnik und Flugzeugbau gestern, dass der Libanese an der Uni nichts gelernt haben könne, was ihn zum Steuern eines Flugzeuges befähige: „Bei uns kann man nicht Pilot werden.“ Jarrah galt unter den Professoren als unauffällig und durchschnittlich, seine letzten Prüfungen hat er 1999 abgelegt, „er hat das Studium nicht ernsthaft betrieben“, sagt Krisch. Trotzdem blieb er bis zum Sommersemester eingeschrieben.
„Wir sind schockiert, ringen nach Worten und versuchen, besonnen mit der Nachricht umzugehen, dass einer unserer Studierenden sich auf so dramatische Weise außerhalb der Wertgemeinschaft unserer Hochschule gestellt hat“, sagte FH-Präsident Hans-Gerhard Husung, betonte aber auch, „dass wir uns nicht von unserem Auftrag abbringen lassen werden, eine internationale und weltoffene Hochschule zu sein“.
Möglicherweise ist die Zahl der Attentäter, die zeitweise in Hamburg studiert haben, noch viel höher: Jörg Severin, Kanzler der Technischen Universität Hamburg-Harburg bestätigte gestern gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, vom FBI eine Liste mit 13 Namen erhalten zu haben. Sieben davon haben sich im Computer der Universität gefunden. Einer der Studenten soll noch vor wenigen Tagen seinen Semesterbeitrag überwiesen haben.
Die 100 Mitglieder der Sonderkommission „USA“ haben in Hamburg nun insgesamt 15 Wochenende durchsucht. Nach Angaben der Bundesanwaltschaft besteht der Verdacht, dass seit Jahresbeginn in Hamburg lebende Araber mit „islamisch-fundamentalistischer Grundhaltung“ eine terroristische Vereinigung gebildet haben. Die SOKO untersucht nun das Umfeld der Verdächtigen.
Sandra Wilsdorf
Weiterer Bericht Seite 6
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