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Wo die zivilierte Kultur verunglimpft wird

In diesen Tagen wird viel von Dialog und Integration geredet. Am Beispiel der drei libanesischen jungen Frauen, die gestern vor dem Kadi erscheinen mussten, lässt sich gut erklären, was das bedeutet. „Integration“ setzt im Falle der drei Schülerinnen vor allem aber die Chance voraus, eine Lehrstelle zu bekommen und einen ordentlichen Beruf zu erlernen. Wer diese Chance mit System verweigert, schafft Sozialhilfe-Karrieren und fördert die Ausgrenzung.

„Dialog“ könnte zum Beispiel bedeuten, dass man mit den Betroffenen redet, wenn es Zweifel an der Nationalität gibt. Das könnte die Sache klären helfen. Deutsche Behörden schicken stattdessen einen Brief und sagen: Nach unserer Aktenlage bist du eine Türkin, du musst weg. Das ist Menschen-unwürdig in einem wörtlichen Sinne.

Wenn die drei eine Kontinuität der Ausländerfeindlichkeit zwischen dem NS-Regime und der Bundesrepublik sehen, können sie sich auf dicke Untersuchungen von Historikern beziehen. Dass sie durch die Art, wie sie von den deutschen Amtsstuben behandelt werden, deutsche Geschichte verstehen lernen – wer könnte ihnen das verdenken?

Absurderweise ist der Staatsanwalt, der sie jetzt so gnadenlos verfolgt, als Student kein Verfechter der freiheitlichen Demokratie gewesen. Er schwang die Fahne des „Marxistischen Studentenbundes Spartakus“ und erkannte erst sehr spät, dass man Karriere in Deutschland eher rechts macht.

Klaus Wolschner

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