Kommentar
: Selbstverliebt

■ Warum man sich unter der neuen Koalition für Hamburg schämen muss

Man glaubte bis zum Schluss, dass sie das nicht tun. Dass selbst die Rechtskoalition in ihrem Machtrausch noch Tabus erkennt und akzeptiert. Man hat sie unterschätzt. Mit einer beispiellosen Selbstgerechtigkeit entschieden von Beust, Lange und Schill mal eben, den jahrzehntelangen Kampf von KZ-Überlebenden und deren nachdrücklich vorgebrachten Wunsch, aus ihrer damaligen Leidensstätte eine würdige Gedenkstätte zu machen, mit einem Federstrich abzutun.

Und das nicht mal mit dem zuvor bemühten Argument, dass der Knastneubau in Billwerder zu teuer werde. Dort wird das Gefängnis trotzdem gebaut. Ein weiterer Beweis dafür, dass diese Herren unter einem Regierungswechsel nur verstehen, einfach alles anders zu machen als die VorgängerInnen. In diesem Fall ist ihre Entscheidung nicht nur ignorant, selbstherrlich und aus einem eindimensionalen Weltbild heraus entstanden. Sie ist ein Grund, sich für diese Stadt zu schämen.

Gehören KZ-Überlebende nicht zu dem Volk, das zu vertreten die neue Koalition gewählt worden ist? Auch ein klarer Wahlsieg heißt nicht, Politik allein für die eigene Klientel machen zu dürfen. Die Verantwortung tragen CDU, FDP und Schill-Partei künftig für die gesamte Stadt und sämtliche BewohnerInnen, nicht allein für die ungebildeten alten Männer, die den Analysen zufolge Schill seine Stimmen gaben. Und zur Stadt gehören ebenso Menschen, die im Gegensatz zu von Beust, Lange und Schill historisches Bewusstsein oder sogar eigene KZ-Erlebnisse haben.

Elke Spanner