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Ein neuer Kandidat muss her

Im Bezirk Tempelhof-Schöneberg gibt es gute Chancen für einen rot-grünen – vorausgesetzt, die SPD tauscht ihren Spitzenmann aus

Es gibt Leute, die schließen jeden Packt, um an der Macht zu bleiben. Der Bezirksbürgermeister von Tempelhof-Schöneberg, Dieter Hapel (CDU), scheint so ein Typ zu sein. Angesichts der erdrutschartigen Verluste der CDU bot er den Grünen-Bezirksverordneten noch in der Wahlnacht an: Sie könnten von ihm im Gegenzug für eine Unterstützung haben, was sie wollten. Aber auch mit den Verordneten der SPD sieht man Hapel die Köpfe zusammenstecken.

Der 50-jährige Postoberinspektor hat allen Grund, um seinen Posten als Bezirksbürgermeister zu fürchten. Mit 20 Sitzen in der Bezirksverordnetenversammlung ist die CDU in Tempelhof-Schöneberg zwar immer noch stärkste Kraft, aber die absolute Mehrheit ist dahin. Wenn sich die 19 Verordneten der SPD mit den 9 Parlamentariern der Grünen zu einer Zählgemeinschaft zusammenschließen würden, gäbe es in Tempelhof-Schöneberg einen rot-grünen Machtwechsel. Auch die FDP kann der CDU nicht aus der Klemme helfen, weil sie nur 5 Sitze hat.

„Wir haben eine deutliche Präferenz für Rot-Grün“, sagt der Fraktionssprecher der Grünen, Wolfgang Erichson. Die Grünen seien aber auch für Verhandlungen mit der CDU offen. Entscheidend sei, mit welcher Partei die Grünen ihr Politikmodell in den kommenden fünf Jahre im Bezirk am besten durchsetzten könnten, sagt Erichson. Als Bespiel nennt er die der Verwaltungsreform und den Erhalt der keinteiligen Strukturen in den Kiezen. Durchsetzen wollen die Grünen auch, dass die ehemalige Bürgermeisterin von Schöneberg und Noch-Gesundheitsstadträtin Elisabeth Ziemer (Grüne) wieder die Zuständigkeit für das Quartiersmanagement erhält.

Zum Stolperstein für ein rot-grünes Bündnis droht allerdings die Personalie des SPD-Spitzenkandidaten und Noch-Volksbildungsstadtrats Ekkhard Band zu werden. Die Grünen können und wollen Band nicht auf den Schild des Bürgermeisters heben. Der gebürtige Tempelhofer gilt als verknöcherter, kommunikationsunfähiger Bürokrat mit einem tief verinnerlichten Misstrauen gegen Menschen. Das Hauptargument gegen Band als Bürgermeister ist aber, dass mit ihm keine rot-grüne Politik zu machen ist. Im Gegenteil. Während seiner kurzen Amtszeit als Volksbildungsstadtrat hat Band die dezentralen Schöneberger Kulturprojekte extrem beschnitten. Die Grünen setzten nun darauf, dass die SPD einen geeigneteren Kandidaten für den Bürgermeisterposten findet. „Wenn die SPD an Band festhält, wird es keine rot-grüne Zählgemeinschaft geben“, betont Erichson.

Der lachende Dritte wäre Hapel, der früher lange im Abgeordnetenhaus saß und dort den Ruf eines Wadenbeißers und Hardliners in der Sicherheitspolitik genoss. Es ist kein Geheimnis, dass sich Band ohnehin mehr zu dem Schwarzen hingezogen fühlt und eigentlich lieber Stadtrat bleiben würde. Die Frage ist nur, was der SPD-Kreisvorsitzende Michael Müller, der gleichzeitig SPD-Fraktionschef im Abgeordnetenhaus ist, zu so einem Mänover sagen wird.

PLUTONIA PLARRE

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