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„Big Manni“ muss 12 Jahre hinter Gitter

Hohe Haftstrafen im Prozess gegen die FlowTex-Chefs. Der größte Wirtschaftsbetrug kostete 4,3 Milliarden Mark

FRANKFURT/M. taz ■ Die Richter der Wirtschaftsstrafkammern in Deutschland kennen kein Pardon mehr: Das Landgericht in Mannheim verurteilte gestern die ehemaligen Bosse der Firma FlowTex, Manfred Schmider und Klaus Kleiser, wegen „bandenmäßigen Betrugs und Kapitalanlagebetrugs“ zu insgesamt 21 Jahren und 6 Monaten Haft. „Big Manni“ Schmider muss für 12 Jahre hinter Gitter; sein Kumpan sitzt 9 Jahre und 6 Monate. Die mit angeklagte Exgeschäftsführerin eines Tochterunternehmens muss sieben Jahre absitzen; der frühere Finanzchef sechs Jahre und sechs Monate.

Mit ihre Urteilen folgte die Kammer im Wesentlichen den Strafanträgen der Staatsanwaltschaft, die allerdings auch für Kleiser knapp 12 Jahre Haft gefordert hatte. Das Gericht billigte ihm wegen seiner Aussagebereitschaft strafmildernde Umstände zu. Von den Landgerichten in Koblenz und München war zuvor schon Hans-Joachim Doerfert, ehemaliger Manager der Caritas Trägergesellschaft Trier, zu zehn Jahren Haft verurteilt worden – bis dato die höchste Haftstrafe für ein Wirtschaftsverbrechen in Deutschland.

Das Urteil von Mannheim ahndet nun den wohl größten Wirtschaftsbetrug der Nachkriegsgeschichte mit einer Schadenssumme von 4,3 Milliarden Mark. Schmider und Kleiser hatten rund 3.000 Bohrsysteme an Leasingfirmen „verkauft“, von denen etwa 2.700 nicht existierten. Den interessierten Kunden der FlowTex wurde das immer gleiche Bohrsystem zum Stückpreis von rund einer Million Mark vorgeführt. Die Leasingfirmen ließen sich prellen, weil die FlowTex die Systeme gleich wieder zurückleaste – zu saftigen Leasingraten. Im Prinzip verließ das eine Bohrsystem nie den Hof von Flowtex; nur die Typenschilder mit den „Fabriknummern“ wurden immer neu gestanzt und ausgetauscht. Riesige Summen wanderten so auf die Konten der „Bohrspezialisten“. Das ging nicht lange gut, denn bald hatten die Leasingraten das Restkapital aufgefressen.

Die Versuche von Schmider und Kleiser, sich selbst und das Unternehmen durch Kapitalanlagebetrügereien vor dem Konkursrichter zu retten, scheiterten kläglich. Die FlowTex wurde zahlungsunfähig; und die Gönner und Förderer der Firma aus den Reihen der baden-württembergischen Landesregierung, die sich gerne mit „Big Manni“ in der Öffentlichkeit zeigten, kannten die beiden Hasardeure plötzlich nicht mehr.

KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT

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