piwik no script img

NRW-Innenminister sieht Fehler in Berlin

Für SPD-Minister Fritz Behrens ist die Sache klar: Die Fachleute des Bundes waren über den V-Mann informiert

BERLIN taz ■ Das drohende Aus des Verbotsverfahrens gegen die rechtsextreme NPD hat in Nordrhein-Westfalen zu scharfer Kritik an Landesinnenminister Fritz Behrens (SPD) geführt. Der innenpolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Düsseldorfer Landtag, Theo Kruse, nannte die Aussetzung des Verfahrens einen „politischen Skandal ersten Ranges“. Er zeige, dass Behrens sein Ministerium nicht im Griff habe.

Kruse kann sich dabei zunächst auf Aussagen von Bun$des$innenminister Otto Schily (SPD) stützen: Der behauptete, Behrens’ Ressort habe das Bundesinnenministerium zu spät darüber informiert, dass sich ein V-Mann des NRW-Verfassungsschutzes unter den Zeugen befand, mit denen Berlin das NPD-Verbot untermauern wollte. Erst am Nachmittag korrigierte sich Schily: Seine Mitarbeiter hätten ihn über den Vorgang nicht informiert. Auch der FDP-Abgeordnete Robert Orth sieht den Landesinnenminister in der Verantwortung: „Behrens hätte sicherstellen müssen, dass nur vertrauenswürdige Beweise vorgelegt werden.“

Die NRW-Grünen, kleiner Koalitionspartner der SPD, forderten die sofortige Aufklärung des V-Mann-Einsatzes. Auf Antrag ihrer Fraktionsvorsitzenden Sylvia Löhrmann erläuterte Behrens den Vorgang am Nachmittag hinter den verschlossenen Türen der Parlamentarischen Kontrollkommission. Die innenpolitische Sprecherin der Grünen, Monika Düker, hatte zuvor „Konsequenzen auch in NRW“ gefordert, „wenn der nordrhein-westfälische Verfassungsschutz relevante Informationen nicht weitergegeben hat“.

Ein Sprecher des NRW-Innenministeriums wies die Vorwürfe zurück. NRW habe die Bundesregierung lediglich bei der Vorbereitung der Klage unterstützt. Bei den im Sommer 2000 beginnenden Beratungen seien „immer auch Fachleute des Bundes dabei“ gewesen. Experten des Bundesinnenministeriums hätten deshalb frühzeitig von dem V-Mann gewusst, so der Sprecher: „Es sind Fehler gemacht worden, aber nicht in NRW.“

Oppositionspolitiker wie der Liberale Orth werfen Behrens dagegen vor, nicht rechtzeitig reagiert zu haben – schließlich wusste der Landesinnenminister nach eigener Aussage spätestens seit Sommer 2001 von der geplanten Zeugenaussage des abgeschalteten V-Manns. Behrens sei verpflichtet gewesen, Schily so schnell wie möglich zu informieren: „Warum hat Behrens seinen Parteifreund Schily nicht einfach angerufen?“

ANDREAS WYPUTTA

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen